19.2.1 Taylor's Formel.
Es sei
und
.
Dann ist
Beweis. Indem wir setzen erhalten wir wegen der Kettenregel eine Abbildung , wobei offen ist, und es gilt für
19.2.2 Bemerkung. Taylor-Reihe.
Es sei
. Falls das Restglied
19.2.12 Beispiele von Taylor-Reihen.
für |
19.2.3 Proposition. Konvergenzkreis.
Eine Potenzreihe
konvergiert für alle
mit
und divergiert falls
, wobei
Konvergenzradius der Reihe heißt.
Entsprechend heißt
Konvergenzkreis der Reihe.
Dabei dürfen sowohl die Koeffizienten als auch komplexe Zahlen sein.
Beweis. Nach dem Wurzelkriterium genügt es den Ausdruck
19.2.15 Bemerkung. Komplexe Winkelfunktionen.
Wir dürfen also in die Taylorreihen von
,
und
beliebige
komplexe Zahlen
einsetzen und definieren für diese
19.2.4 Definition. Konvergenz von Funktionen.
Es sei
eine Menge,
ein endlich dimensionaler Euklidischer Raum
und
Funktionen.
Man sagt
konvergiert gegen
punktweise, wenn
Deshalb brauchen wir folgende stärkere Konvergenz, die sogenannte gleichmäßige Konvergenz: Man sagt konvergiert gegen gleichmäßig auf , wenn
Wenn wir die Abstandsfunktion auf der Menge der beschränkten Funktionen betrachten, so ist die gleichmäßige Konvergenz gerade die Konvergenz bezüglich dieser Metrik. Für die punktweise Konvergenz existiert nur für endliches eine sie beschreibende Metrik. Wenn man setzt, so ist .
19.2.5 Proposition. Gleichmäßige Grenzwerte stetiger
Funktionen.
Es konvergiere
gleichmäßig auf
und alle
seien stetig. Dann ist auch
stetig.
In dieser Situation gilt also
Beweis. Es sei und . Dann existiert wegen der glm. Konvergenz ein s.d. für alle und wegen der Stetigkeit von ein s.d. für alle mit . Somit ist
19.2.6
Cauchy'sches Konvergenzkriterium für Funktionen.
Es konvergiert
genau dann punktweise, wenn für alle
die Folge
eine Cauchy-Folge ist.
Weiters konvergiert
genau dann gleichmäßig, wenn
19.2.7
Kriterium von Weierstrass für gleichmäßige Konvergenz.
Es konvergiere
. Dann konvergiert
gleichmäßig.
Beweis. Es ist für . []
19.2.8 Proposition. Stetigkeit des Integrals.
Es sei
Riemann-integrierbar und
konvergiere
gegen
gleichmäßig. Dann ist auch
Riemann-integrierbar
und es gilt
Beweis. Nach dem Lebesgue'schen Integrabilitätskriterium (18.1.4) ist Riemann-integrierbar, denn ist nach (19.2.5) zumindestens dort stetig, wo es alle sind. Wegen konvergiert gegen . []
19.2.9 Proposition. Grenzwerte differenzierbarer
Funktionen.
Es sei
differenzierbar,
konvergiere gegen
punktweise und
konvergiere gleichmäßig gegen eine Funktion
.
Dann ist
differenzierbar und die Ableitung
ist
, d.h.
es gilt
Beweis. Es ist
19.2.10 Theorem. Operationen für Potenzreihen.
Potenzreihen konvergieren auf jedem im Inneren des
Konvergenzkreises enthaltenen abgeschlossenen Kreisschreibe
gleichmäßig. Sie stellen dort
unendlich oft differenzierbare Abbildungen dar. Die Ableitungen und auch das unbestimmte Integral
können gliedweise
berechnet werden, d.h.
Beweis. Es sei der Konvergenzradius und . Dann konvergiert die Reihe für gleichmäßig, denn wenn bezeichnet, so ist , wobei das Monom bezeichnet, und somit folgt das Resultat aus (19.2.7).
Man zeigt nun nacheinander, daß stetig ist bei 0, daß für auch
Nach (15.3.6) sind Summen konvergenter Reihen konvergent und nach (15.5.17) Produkte absolut konvergenter Reihen.
Sei nun mit und . Man kann zeigen, daß sich in eine Potenzreihe entwickeln läßt, die für mit kleiner als der Konvergenzradius von und kleiner als der Konvergenzradius von auch konvergiert,
Da , wobei
Wegen dem inversen Funktionensatz ist die Summenfunktion einer konvergenten Potenzreihe lokal invertierbar, falls ist. Wegen kann man ebenfalls in eine Reihe entwickeln. []
Beispiele.
Es sei
. Partialbruchzerlegung liefert
für | ||
für |
Es sei . Dann ist und somit nach (gliedweiser) Integration . Wegen ist , d.h.
Auf ganz ähnliche Weise erhalten wir aus der Binomialreihe durch Integration folgende Taylorreihen
Wieder kann man mit Hilfe des Abel'schen Grenzwertsatzes zeigen, daß die Formel für auch für gilt, also ist
Lemma. Prinzip des Koeffizientenvergleichs.
Es sei
eine Potenzreihe mit Konvergenzradius
.
Falls eine Folge
existiert mit
, dann ist
.
Beweis. Wir zeigen mittels Induktion, daß ist. Aus der Stetigkeit von folgt , also ist . Sei nun bereits und , also ebenfalls eine konvergente Potenzreihe, die bei allen verschwindet. Somit ist auch . []
19.2.11 Beispiel. Taylor-Reihe für Tangens.
Es ist
19.2.13 Bemerkung. Komplexe Differenzierbarkeit.
Für Abbildungen
haben wir auch
die Möglichkeit eine Ableitung
analog zum 1-dimensionalen reellen Fall zu definieren:
Was ist nun der Zusammenhang zu der linearen Approximation
Man kann umgekehrt zeigen, daß jedes reell-differenzierbare welches die Cauchy-Riemann'schen Differentialgleichungen erfüllt komplex differenzierbar ist.
Weiters läßt sich jede komplex differenzierbare Abbildung auf jeder Kreisscheibe in in eine konvergente Potenzreihe entwickeln und ist somit insbesonders unendlich oft (komplex) differenzierbar.
19.2.14 Theorem. Glatte Lösungen von Gleichungen.
Folgende Sätze gelten auch für
-mal stetig differenzierbare und auch
für glatte Abbildungen:
Beweis. Wir zeigen dies mittels Induktion nach . Der Induktionsanfang ( ) haben wir bereits in (17.3.4), (17.3.6), erledigt. Nun der Induktionsschritt auf :
Für zeitabhängige Differentialgleichungen mit einer allgemeinen Anfangsbedingung folgt das nun ebenso wie im -Fall. []
Andreas Kriegl 2002-07-01