19.3.1 Definition. Lokales Minimum und Maximum.
Es sei
und
.
Dann heißt
genau dann lokales Minimum (resp. lokales Maximum)
von
,
wenn ein
existiert, so daß für all
mit
die Ungleichung
(resp.
)
gilt. Gilt sogar die strikte Ungleichung
(resp.
) für all jene
, so heißt
ein lokales striktes
Minimum (resp. lokales striktes Maximum).
19.3.6 Bemerkung. Gradient.
Da es nur Sinn macht für Skalar-wertige Funktionen
von lokalen Extrema zu sprechen wollen wir für diese eine andere Interpretation
der Ableitung
geben. Wenn
ist, dann ist die
Jacobi-Matrix
19.3.8 Lemma. Geometrische Bedeutung des Gradientens.
Es sei
differenzierbar bei
.
Dann zeigt
in die Richtung des größten Anstiegs
von
.
Jede Höhenlinie von , d.h. differenzierbare Kurve mit konstanten , steht in jedem Punkt normal auf .
Beweis. Sei mit eine Richtung. Dann ist die Richtungsableitung von bei in Richtung wegen der Ungleichung von Cauchy-Schwarz (13.6)
Der zweite Teil der Aussage folgt nun so: Da konstant ist folgt durch Differenzieren , also ist . []
Bemerkung. Gradientenfeld.
Es sei eine
Funktion
vorgegeben.
Dann können wir das Vektorfeld
betrachten, das
sogenannte Gradientenfeld von
.
Die Lösungen der zugehörigen gewöhnlichen Differentialgleichung
19.3.2 Lemma. Notwendige Bedingung für Extremum.
Es sei
ein lokales Extremum (d.h. Maximum oder Minimum) von
und
sei differenzierbar bei
oder besitze
zumindest die Richtungsableitungen
für alle
.
Dann ist ein kritischer Punkt von , d.h. .
Beweis. Für besitzt auch ein lokales Extremum bei und somit z.B. im Falle eines lokalen Minimums für alle und damit
19.3.3 Proposition. Hinreichende Bedingung für lokales
Extremum.
Es sei
,
und die symmetrische Form
sei positiv definit, d.h.
für alle
.
Dann hat
bei
ein striktes lokales Minimum.
Eine bilineare symmetrische Form ist genau dann positiv definit, wenn : Denn die Einheitssphäre ist kompakt und somit existiert und für gilt , wobei und damit .
In der Mathematik 1 haben wir gezeigt, daß eine symmetrische bilinear-Form genau dann positiv definit ist, wenn es die zugehörige quadratische Matrix mit ist, d.h. die Determinante der Hauptminore positiv ist für jedes . Äquivalent dazu ist auch, daß alle Eigenwerte positiv sind.
Eine symmetrische bilinear-Form heißt negativ definit, wenn positiv definit ist, d.h. für alle ist. Dies ist also genau dann der Fall, wenn alle Eigenwerte negativ, bzw. die Hauptminoren alternierendes Vorzeichen haben und zwar beginnend mit für die -Minore.
Beweis. O.B.d.A. sei . Nach Taylor's Theorem (19.2.1) ist
19.3.4 Beispiele von Extremalpunkten.
Die typischen quadratischen (nicht degenerierten)
Formen mit 2 positiven, resp. einem positiven und
einem negativen Eigenwert, resp. zwei negativen Eigenwerten sind:
In der Tat ist und die Eigenwerte von
In der Tat ist oder . Die Eigenwerte von
Der einzige kritische Punkt im Inneren ist , ein globales Maximum. Am Rand sind und lokale Minima (und der erste Punkt ein globales) und und lokale Maxima am Rand aber nicht von am ganzen Quadrat.
Hier ist genau dann wenn , also , und , also , d.h. . In diesem Punkt ist
19.3.9 Bemerkung. Extremalpunkte unter Nebenbedingung.
Sehr oft wird die Menge
in der wir eine Extremalstelle von
suchen
nicht unbedingt eine offene Teilmenge eines Vektorraums
sein.
Falls wir
lokal durch eine Abbildung
parametrisieren können,
d.h. zu vorgegebenen
eine offenen Menge
mit
und offene Menge
eines Vektorraums
mit
sowie eine surjektive
Abbildung
finden können,
dann ist
genau dann ein lokales Extremum von
in
,
wenn
ein solches von
ist. Somit ist in dieser Situation das Problem wieder auf Funktionen
zurückgespielt, die auf offenen Teilmengen von Vektorräumen definiert sind.
Bisweilen werden wir aber eine Parametrisierung nicht vorgegeben habe, man denke z.B. and den Kreis bzw. die Sphäre . Wir wollen trotzdem versuchen die lokalen Extrema von zu lokalisieren und zwar ohne eine Parametrisierung von benutzen zu müssen. Die Idee dabei ist bereits für eine Kurve zu erkennen. Ein Punkt ist höchstens dann extremal für eine Funktion , wenn die Kurve die entsprechende Höhenschichtlinie im Punkt berührt. Die Tangente an die Höhenschichtlinie steht normal auf den Gradienten . Wenn also durch eine Gleichung gegeben ist, dann muß ebenfalls die Tangente an in normal auf den Gradienten stehen, und somit gelten, d.h. proportional zu sein, d.h. ein existieren mit . Einen entsprechenden allgemeineren Satz für die durch mehrere Gleichungen (also eine Vektor-wertige Gleichung mit ) beschrieben werden ist der folgende:
19.3.5 Proposition über Lagrange Multiplikatoren.
Es sei
und
, beide
. Falls
unter der Nebenbedingung
ein lokales Extremum von
ist und falls
surjektiv ist, so
ist
für ein
(dieses heißt
Lagrange-Multiplikator).
Beweis. O.B.d.A. sei . Es sei der Kern von und ein Komplementärraum zu also z.B. das orthogonale Komplement . Dann ist und wir bezeichnen mit die Abbildung und analog . Dann ist und insbesonders ist injektiv, da nur auf verschwindet, und ebenso surjektiv, denn aus folgt für die Gleichung (Man sieht auch leicht, daß ). Aus dem Satz über implizite Abbildungen folgt die Existenz einer lokal eindeutigen -Lösung der impliziten Gleichung , d.h. läßt sich lokal durch den Graph einer Abbildung parametrisieren läßt. Damit ist das Extremalproblem für mit Nebenbedingung auf das gewöhnliche Extremalproblem für ohne Nebenbedingung zurückgeführt. Da invertierbar ist können wir setzen, und erhalten Nach (19.3.3) muß die Ableitung von bei 0 verschwinden. Ebenso folgt durch Differenzieren von , daß die Ableitung verschwindet, und da invertierbar ist, ist (Wegen ist ). Somit ist (Und dies ist 0). Also ist insgesamt , und somit auch , da ein linearer Isomorphismus ist der und in und übersetzt. []
Wenn ist, dann ist durch vermöge gegeben und somit muß ein relatives lokales Extremum folgendes erfüllen
für | ||
für |
Da der letzte Satz nur eine notwendige Bedingung liefert, benötigt man zusätzliche Argumente um den Nachweis eines lokalen Extremums zu erbringen. Das kann z.B. sein, daß die Nebenbedingung eine kompakte Menge beschreibt und die stetige Funktion somit ein Maximum und ein Minimum besitzen muß.
19.3.7 Beispiele für Extremalwerte unter Nebenbedingung.
0 | ||
0 |
Andererseits können wir auch die Quadrik untersuchen. Die Punkte mit extremalen Abstand zu 0 sind wie folgt zu erhalten. Wir setzen und erhalten und . Wir suchen also unter allen mit jene, für welche extremal wird, dies sind nach obigen genau die normierten Eigenvektoren von und die zugehörigen Eigenwerte sind . Die Punkte mit extremalen Abstand zu 0 sind also gerade mit Norm . Die Eigenvektoren beschreiben also die Richtungen der Hauptachsen der Quadrik (d.h. im der Ellipse oder Hyperbel) .
Andreas Kriegl 2002-07-01