Um von sukzessiv besseren Approximationen , , ,... sprechen zu können benötigen wir folgenden Begriff:
15.3.1 Definition. Folge.
Unter einer (unendlichen) Folge in
versteht man eine Abbildung
. Anstelle von
schreibt man auch
. Und statt der Folge
spricht man auch von
oder präziser
oder noch kürzer
oder ganz gewagt
.
Um nun eine exakte Formulierung dafür zu haben, daß sukzessive Approximationen , , ,...einen Punkt beliebig gut approximieren, geben wir folgende
15.3.2 Definition. Konvergenz.
Man sagt, daß eine Folge
gegen ein
konvergiert (symbolisch:
für
), wenn
15.3.3 Beispiel.
Nach dem Satz (6.6) von Eudoxos ist
.
Konvergenz von Folgen in metrischen Räumen wird wegen auf die Konvergenz reellen Zahlenfolgen zurückgeführt. Das folgende Lemma zeigt dies auch auf andere Weise.
15.3.4 Lemma. (Koordinatenweise) Konvergenz in
.
Es sei
. Dann konvergiert
genau dann, wenn für jedes
die
-te Koordinate
für
konvergiert .
Beweis. ( ) offensichtlich, wegen .
( ) folgt aus
15.3.6 Proposition. Rechenregeln für Limiten reeller Zahlen.
Es konvergiere
und
.
Dann gilt
Man kann diese Aussagen auch in Form von Gleichungen wie
Beweis. Z.B. ist
Ebenso ist
Wir können das vorige Resultat auch wie folgt formulieren:
15.3.7 Folgerung. Raum der konvergenten Folgen.
Es ist der Raum
ist konvergent ein Vektorraum, ja sogar
ein kommutativer Ring bezüglich der komponentenweisen Multiplikation.
Die Abbildung
ist ein Ring-Homomorphismus von
.
Beweis. Daß ein Vektorraum und Ring ist und die Funktion linear und multiplikativ ist, folgt sofort aus den Rechenregeln für konvergente Folgen. []
15.3.8 Beispiel.
Aus den Rechenregeln (15.3.6) und dem Satz (15.3.3) folgt
für jedes
.
15.3.9 Lemma. Limiten rationaler Funktionen.
Es sei
eine rationale Funktion, d.h.
und
Polynome
mit
.
Dann läßt sich
wie folgt berechnen.
Man kürzt Zähler und Nenner durch die höchste auftretende Potenz
von
und erhält
15.3.10 Proposition. Monotone Konvergenz.
Jede konvergente Folge ist beschränkt.
Umgekehrt ist jede beschränkte monoton wachsende Folge reeller Zahlen konvergent und es gilt
Klarerweise heißt eine Folge in monoton wachsend, wenn sie es als Abbildung ist, d.h. aus folgt.
Beweis. Jede konvergente Folge ist beschränkt, denn es gibt ein mit für alle und somit liegt im Ball um mit Radius .
Umgekehrt sei beschränkt. Dann existiert nach (6.5) . Es ist , denn sei , dann ist keine obere Schranke und somit existiert ein mit und damit für alle . []
15.3.11 Beispiel. Limes von .
Es sei
. Dann ist
.
Offensichtlich ist
fallend, denn
ist wachsend und somit auch die Umkehrfunktion
von
und schlußendlich die Zusammensetzung
. Schließlich ist
fallend
und damit auch
.
Da
ist, existiert nach (15.3.10) der Limes
.
Somit ist nach (15.3.8) und (15.3.6)
, d.h
.
15.3.12 Beispiel. Limes der harmonischen Reihe.
Wir betrachten die Folge
für
der Partialsummen der
harmonischen Reihe.
Diese heißt harmonisch, da
gerade das harmonische Mittel
der beiden benachbarten Terme
und
ist.
Diese Folge ist offensichtlich (streng) monoton wachsend.
Sie ist aber unbeschränkt also nicht konvergent, denn
für
erhalten wir
15.3.13 Beispiel. Limes von .
Es sei
und
die geometrische Folge.
Der Name kommt daher, daß
das (sogenannte) geometrische Mittel
der benachbarten Folgeglieder ist.
Falls oder ist, so ist für und somit . Ist , so ist für gerades und für ungerades also sind zwei Kandidaten für den Grenzwert und ist nicht konvergent. Ist , so ist nach der Bernoulli-Ungleichung (siehe Proseminar Aufgabe 28) und somit unbeschränkt. Ist , so ist unbeschränkt und damit auch . Ist , so ist und somit konvergent gegen 0, da nach dem zuvorgesagten unbeschränkt ist und monoton ist.
15.3.14 Beispiel. Limes von
.
Es sei
mit
.
Falls
, so ist
und somit gegen
konvergent.
Ist
, so ist
mit
und
nach der Bernoulli'schen Ungleichung.
Also ist
und somit
und damit
.
Ist so ist nach dem vorigen und somit auch
15.3.15 Beispiel. Limes von
.
Es sei
. Wieder setzen wir
mit
.
Dann ist
, also
, also
und damit
.
15.3.17 Definition. Uneigentliche Konvergenz.
Wir wollen nun die Definition von Konvergenz auf
erweitern.
Dazu bilden wir
mittels Zentralprojektion
auf den bei
0 berührenden Einheitshalbkreis und dann weiter mittels
Normalprojektion in das Intervall von -1 bis 1 ab.
Explizit ist dieses streng monoton wachsende
Abbildung durch
gegeben
mit Umkehrabbildung
.
Es ist nun sinnvoll
zu setzen.
Als neue Metrik für Punkte definieren wir
Somit haben wir einen Sinn geben der auch im Einklang zu unseren Definitionen von und steht.
15.3.18 Proposition. Rechenregel für uneigentliche Limiten.
Die Rechenregeln (15.3.6) gelten auch für uneigentliche Limiten, wenn man
mit den Grenzwerten
wie folgt rechnet.
Uneigentliche Grenzwerte rationaler Funktionen.
Es sei
eine rationale Funktion,
d.h.
und
Polynome mit
und
.
Dann ist
Andreas Kriegl 2002-07-01