18.2 Unbestimmte Integrale


18.2.1 Definition. Unbestimmte Integral.
Es sei \bgroup\color{demo}$ f:I\to\mathbb{R}$\egroup Riemann-integrierbar und \bgroup\color{demo}$ a\in I$\egroup. Nach dem Lebesgue'schen Integrabilitätskriterium (18.1.4) existiert dann für jedes \bgroup\color{demo}$ x\in I$\egroup auch \bgroup\color{demo}$ F(x):=\int_a^x f(t) dt$\egroup. Diese Abbildung \bgroup\color{demo}$ F:I\to\mathbb{R}$\egroup heißt (ein) unbestimmtes Integral von \bgroup\color{demo}$ f$\egroup.

animation animation




18.2.2 Hauptsatz der Differential und Integralrechnung.
Das unbestimmte Integral \bgroup\color{demo}$ F$\egroup jeder Riemann-integrierbaren Funktion \bgroup\color{demo}$ f:[a,b]\to\mathbb{R}$\egroup ist stetig.

Ist der Integrand \bgroup\color{demo}$ f$\egroup stetig bei \bgroup\color{demo}$ x\in[a,b]$\egroup, so ist \bgroup\color{demo}$ F$\egroup differenzierbar bei \bgroup\color{demo}$ x$\egroup mit Ableitung \bgroup\color{demo}$ F'(x)=f(x)$\egroup.

Umgekehrt sei \bgroup\color{demo}$ F:[a,b]\to\mathbb{R}$\egroup stetig differenzierbar mit Ableitung \bgroup\color{demo}$ f:=F'$\egroup. Dann ist \bgroup\color{demo}$ f$\egroup Riemann-integrierbar und \bgroup\color{demo}$ \int_a^b f(x) dx=F(b)-F(a)=:\bigl.F(x)\bigr\vert _{x=a}^{b}$\egroup.

Jede Funktion \bgroup\color{demo}$ F$\egroup die \bgroup\color{demo}$ F'=f$\egroup erfüllt heißt Stammfunktion von \bgroup\color{demo}$ f$\egroup. Insbesonders ist \bgroup\color{demo}$ \int_a^b f(x) dx=\bigl.F(x)\bigr\vert _{x=a}^b$\egroup für jede Stammfunktion \bgroup\color{demo}$ F$\egroup von \bgroup\color{demo}$ f$\egroup und man schreibt auch \bgroup\color{demo}$ \int f=\int f(t) dt$\egroup für die (Familie der) Stammfunktion(en) von \bgroup\color{demo}$ f$\egroup.

Beweis. Es ist \bgroup\color{demo}$ F(x+h)-F(x)=\int_x^{x+h} f(t) dt$\egroup, also \bgroup\color{demo}$ \vert F(x+h)-F(x)\vert\leq \vert h\vert \sup\{\vert f(t)\vert:t\}$\egroup nach (18.1.10) und somit \bgroup\color{demo}$ F$\egroup (Lipschitz)-stetig, da \bgroup\color{demo}$ f$\egroup beschränkt ist.

Ist \bgroup\color{demo}$ f$\egroup zusätzlich stetig bei \bgroup\color{demo}$ x$\egroup, so existiert zu \bgroup\color{demo}$ \varepsilon >0$\egroup ein \bgroup\color{demo}$ \delta >0$\egroup s.d. \bgroup\color{demo}$ \vert f(t)-f(x)\vert\leq\varepsilon $\egroup für alle \bgroup\color{demo}$ t$\egroup mit \bgroup\color{demo}$ \vert t-x\vert\leq \delta $\egroup und damit ist

$\displaystyle \Bigl\vert\frac{F(x+v)-F(x)}{v}-f(x)\Bigr\vert$ $\displaystyle =\Bigl\vert\frac1v \int_{x}^{x+v} f(t)-f(x) dt\Bigr\vert$    
  $\displaystyle \leq \Bigl\vert\frac1v\int_{x}^{x+v} \vert f(t)-f(x)\vert dt\Bigr\vert \leq \varepsilon$    

für \bgroup\color{demo}$ \vert v\vert\leq\delta $\egroup. Also ist \bgroup\color{demo}$ F'(x)=\lim_{v\to 0}\frac{F(x+v)-F(x)}{v}=f(x)$\egroup.

animation animation

Ist \bgroup\color{demo}$ f$\egroup also stetig, so ist \bgroup\color{demo}$ F:x\mapsto \int_a^x f(y) dy$\egroup eine Stammfunktion von \bgroup\color{demo}$ f$\egroup.

Sei nun \bgroup\color{demo}$ F$\egroup stetig differenzierbar mit Ableitung \bgroup\color{demo}$ f:=F'$\egroup. Somit ist \bgroup\color{demo}$ F$\egroup eine Stammfunktion von \bgroup\color{demo}$ f$\egroup und nach dem 1. Teil ist das unbestimmte Integral \bgroup\color{demo}$ F_a:x\mapsto \int_a^x f(t) dt$\egroup ebenfalls eine Stammfunktion, also ist die Ableitung von \bgroup\color{demo}$ F-F_a$\egroup gleich 0 und damit nach dem Spezialfall des Mittelwertsatzes (17.1.4) \bgroup\color{demo}$ F-F_a$\egroup konstant, also \bgroup\color{demo}$ \int_a^b f(x)  dx=F_a(b)=F_a(b)-F_a(a)=F(b)-F(a)$\egroup.     []


Bemerkung.
Der Hauptsatz besagt also, daß Integrieren und Differenzieren im wesentlichen, d.h. bis auf Addition einer Konstanten, invers zueinander sind.

Genauer: Es ist Differenzieren \bgroup\color{demo}$ d:f\mapsto f'$\egroup auf der Menge der differenzierbaren Funktionen \bgroup\color{demo}$ I\to \mathbb{R}$\egroup nicht injektiv, denn \bgroup\color{demo}$ f_1'=f_2'$\egroup \bgroup\color{demo}$ \Leftrightarrow$\egroup \bgroup\color{demo}$ f_1-f_2$\egroup ist konstant.

Jedoch ist Differenzieren \bgroup\color{demo}$ d$\egroup auf der Menge \bgroup\color{demo}$ C^1(I,\mathbb{R})$\egroup der stetig differenzierbaren Funktionen \bgroup\color{demo}$ F:I\to\mathbb{R}$\egroup surjektiv als Abbildung in die Menge \bgroup\color{demo}$ C(I,\mathbb{R})$\egroup der stetigen Abbildungen \bgroup\color{demo}$ f:I\to\mathbb{R}$\egroup, denn zu jedem \bgroup\color{demo}$ f\in C(I,\mathbb{R})$\egroup definiert \bgroup\color{demo}$ F:x\mapsto \int_a^x f$\egroup eine Stammfunktion.

Somit definiert dieses unbestimmte Integral eine rechtsinverse Abbildung \bgroup\color{demo}$ i:C(I,\mathbb{R})\to C^1(I,\mathbb{R})$\egroup zum Differenzieren \bgroup\color{demo}$ d:C^1(I,\mathbb{R})\to C(I,\mathbb{R})$\egroup, für die weiters gilt: \bgroup\color{demo}$ (i\o d)(F)-F$\egroup ist eine konstante Abbildung.

Wenn wir \bgroup\color{demo}$ d$\egroup auf den Teilvektorraum \bgroup\color{demo}$ C^1_a(I,\mathbb{R}):=\{F\in C^1(I,\mathbb{R}):F(a)=0\}$\egroup einschränkten, dann sind Differenzieren

$\displaystyle d: C^1_a(I,\mathbb{R})$ $\displaystyle \to C(I,\mathbb{R})$    
$\displaystyle F$ $\displaystyle \mapsto F'$    

und (unbestimmt) Integrieren


$\displaystyle i: C(I,\mathbb{R})$ $\displaystyle \to C^1_a(I,\mathbb{R})$    
$\displaystyle f$ $\displaystyle \mapsto (x\mapsto \int_a^x f)$    

zueinander inverse Isomorphismen.


18.2.3 Beispiele von Stammfunktionen.
Wir können Formeln die wir für das Differenzieren erhalten haben als Formeln für (unbestimmte) Integrale interpretieren:

  1. $ \int x^a dx =\frac{x^{a+1}}{a+1}+C$ für alle $ \mathbb{Q}\ni a\ne 1$.
  2. $ \int \sin(x) dx =-\cos(x)+C$
  3. $ \int \cos(x) dx =\sin(x)+C$ (17.1.2.6).
  4. $ \int \frac1{\cos(x)^2} dx =\tan(x)+C$ (17.3.5.2).
  5. $ \int \frac1{\sin(x)^2} dx =-\cot(x)+C$
  6. $ \int \frac1{\sqrt{1-x^2}} dx =\arcsin(x)+C$ (17.3.5.1).
  7. $ \int \frac1{1+x^2} dx =\arctan(x)+C$ (17.3.5.2).
  8. Aus der Linearität des Differenzierens $ (F+\lambda  G)'=F'+\lambda G'$ (17.2.6) mit $ \lambda \in\mathbb{R}$ folgt durch Integrieren $ \int f+\lambda  g=\int f + \lambda \int g$
  9. Aus der Leibnizregel (17.2.7) folgt durch Integrieren die Formel

    $\displaystyle \int f g'=f g-\int f' g
$

    für partielle Integration.
    Z.B. $ \int x \cos(x) dx=x \sin(x)-\int 1 \sin(x) dx=x \sin(x)+\cos(x)+C$.
  10. Aus der Kettenregel (17.2.3) folgt durch Integrieren die Substitutionsformel für unbestimmte Integrale:

    $\displaystyle \int F'(g(t)) g'(t) dt$ $\displaystyle =F\o g+C$    
    oder auch $\displaystyle \int (f\o g)\cdot g'$ $\displaystyle =\Bigl(\int f\Bigr)\o g$    


    Z.B. $ \int\frac{2t}{t^2+1} dt=\int\frac{dg}{g}=\operatorname{ln}(g)+C=\operatorname{ln}(1+t^2)+C$.
    Beachte die im Beispiel verwendete Memotechnik: Man ersetzt einen passenden Teilausdruck in $ t$ im Integranden durch eine neue Variable $ g$, berechnet daraus $ \frac{dg}{dt}=g'(t)$ und substituiert $ dt$ durch $ \frac1{g'(t)} dg$. Falls der resultierende Ausdruck nur mehr die neue Variable $ g$ und nicht mehr die alte Variable $ t$ enthält, dann versucht man das neue Integral nach $ dg$ zu bestimmen und substituiert im Ergebnis anstelle der Variable $ g$ den Ausdruck $ g(t)$.
  11. Die Substitutionsformel für bestimmte Integrale:

    $\displaystyle \int_{g(a)}^{g(b)}f(x) dx=\int_a^b f(g(t)) g'(t) dt,
$

    folgt aus dem vorigen Punkt, denn

    $\displaystyle \int_{a}^{b} (F'\o g)(t) g'(t) dt = F(g(b))-F(g(a))
=\int_{g(a)}^{g(b)} F'(x) dx,
$

    mit einer Stammfunktion $ F$ von $ f$.
    Z.B. $ \int_1^2 x \sqrt{1+x^2} dx=\int_2^5 \sqrt{g} \frac{dg}{2}
=\Bigl.\frac{g^{3/2}}{3}\Bigr\vert _{g=2}^5=\frac{5\sqrt{5}-2\sqrt{2}}3$.
  12. Das Integral der Umkehrfunktion ist gegeben durch:

    $\displaystyle \int f^{-1}=f^{-1}\cdot \operatorname{id}-\Bigl(\int f\Bigr)\o f^{-1},
$

    denn wegen der Substitutionsformel und partieller Integration ist

    $\displaystyle \Bigl(\int f^{-1}\Bigr)\o f$ $\displaystyle =\int (f^{-1}\o f)\cdot f'=\int \operatorname{id}\cdot f'=\operatorname{id}\cdot f-\int 1\cdot f$    
    $\displaystyle \Rightarrow \int f^{-1}$ $\displaystyle = \Bigl(\int f^{-1}\Bigr)\o f\o f^{-1}=(\operatorname{id}\cdot f)\o f^{-1} -\Bigl(\int f\Bigr)\o f^{-1}$    
      $\displaystyle = f^{-1}\cdot \operatorname{id}- \Bigl(\int f\Bigr)\o f^{-1}.$    

    Z.B. ist

    $\displaystyle \int\arcsin(x) dx$ $\displaystyle =x\cdot\arcsin(x)-\Bigl(\int\sin\Bigr)(\arcsin(x))$    
      $\displaystyle =x\cdot\arcsin(x)+\cos(\arcsin(x))+C$    
      $\displaystyle =x\cdot\arcsin(x)\pm\sqrt{1-\sin(\arcsin(x))^2}+C$    
      $\displaystyle =x\cdot\arcsin(x)+\sqrt{1-x^2}+C,$    

    denn $ \cos(y)\geq 0$ für $ y=\arcsin(x)\in [-\frac{\pi}2,\frac{\pi}2]$.
  13. Das bestimmte Integral der Umkehrfunktion ist gegeben durch:

    $\displaystyle \int_{f(a)}^{f(b)} f^{-1}(y) dy=b f(b)-a f(a)-\int_a^b f(x) dx,
$

    denn mittels Substitutionsformel und partieller Integration ist

    $\displaystyle \int_{f(a)}^{f(b)} f^{-1}(y) dy$ $\displaystyle = \int_a^b f^{-1}(f(x)) f'(x) dx = \int_a^b x f'(x) dx$    
      $\displaystyle = \left[x f(x)\right]_{x=a}^b - \int_a^b 1 f(x) dx$    
      $\displaystyle = b f(b) - a f(a) - \int_a^b f(x) dx.$    

    Image ..//pic-4-11.gif


18.2.4 Definition. Logarithmus.
Wir können nun eine direkte exakte Definition des Logarithmus geben (vgl. mit (17.3.5.3)): Es sei der natürliche Logarithmus definiert durch

\bgroup\color{demo}$\displaystyle \operatorname{ln}(x):=\int_1^x \frac1{y} dy.
$\egroup

Dann ist \bgroup\color{demo}$ \operatorname{ln}:\mathbb{R}^+\to\mathbb{R}$\egroup eine Stammfunktion zu \bgroup\color{demo}$ x\mapsto \frac1x$\egroup also insbesonders streng monoton wachsend. Weiters ist \bgroup\color{demo}$ \operatorname{ln}(1)=\int_1^1 \frac1y dy=0$\egroup und

$\displaystyle \operatorname{ln}(ab)$ $\displaystyle = \int_1^{ab} \frac1x dx = \int_1^a \frac1x dx + \int_a^{ab}\frac1x dx$    
  $\displaystyle = \operatorname{ln}(a) + \int_1^b \frac1{ay} a dy=\operatorname{ln}(a)+\operatorname{ln}(b).$    

Folglich ist \bgroup\color{demo}$ \operatorname{ln}(a^n)=n \operatorname{ln}(a)$\egroup für alle \bgroup\color{demo}$ n\in\mathbb{N}$\egroup und weiters \bgroup\color{demo}$ \operatorname{ln}(a^x)=x \operatorname{ln}(a)$\egroup für \bgroup\color{demo}$ x\in\mathbb{Q}$\egroup. Denn sei \bgroup\color{demo}$ x=\frac{p}{q}$\egroup, dann ist \bgroup\color{demo}$ \operatorname{ln}(a)=\operatorname{ln}((a^{1/q})^q)=q \operatorname{ln}(a^{1/q})$\egroup, also \bgroup\color{demo}$ \operatorname{ln}(a^{1/q})=\frac1q \operatorname{ln}(a)$\egroup und somit \bgroup\color{demo}$ \operatorname{ln}(a^x)=x \operatorname{ln}(a)$\egroup für \bgroup\color{demo}$ x>0$\egroup. Für \bgroup\color{demo}$ x<0$\egroup ist \bgroup\color{demo}$ \operatorname{ln}(a^x)=\operatorname{ln}(1/a^{-x})=-\operatorname{ln}(a^{-x})=-(-x) \operatorname{ln}(a)=x \operatorname{ln}(a)$\egroup. Schließlich ist \bgroup\color{demo}$ \lim_{x\to+{\infty}}\operatorname{ln}(x)=+{\infty}$\egroup, denn \bgroup\color{demo}$ \int_1^n \frac1x dx\geq \sum_{k=2}^n\frac1k\to{\infty}$\egroup. Wegen \bgroup\color{demo}$ \operatorname{ln}(1/x)=-\operatorname{ln}(x)$\egroup ist \bgroup\color{demo}$ \lim_{x\to 0+}\operatorname{ln}(x)=-{\infty}$\egroup.

Nach den Sätzen (16.4.4) und (17.3.4) über inverse Funktionen existiert somit die differenzierbare Umkehrfunktion \bgroup\color{demo}$ \exp:\mathbb{R}\to\mathbb{R}^+$\egroup (die Exponentialfunktion) mit \bgroup\color{demo}$ \exp'(x)=\frac1{\operatorname{ln}'(\exp(x))}=\exp(x)$\egroup (vgl. mit (17.3.5.3)) Weiters folgt aus den Aussagen für \bgroup\color{demo}$ \operatorname{ln}$\egroup, daß \bgroup\color{demo}$ \exp(x+y)=\exp(x)\cdot\exp(y)$\egroup und \bgroup\color{demo}$ \exp(0)=1$\egroup. Es ist

$\displaystyle \left(1+\frac1n\right)^n=\exp\left(\operatorname{ln}\left(\left(1...
...t)^n\right)\right) =\exp\left(n \operatorname{ln}\left(1+\frac1n\right)\right)$    

und somit

$\displaystyle e$ $\displaystyle =\lim_{n\to{\infty}}\left(1+\frac1n\right)^n =\exp\left(\lim_{n\to{\infty}}n \operatorname{ln}\left(1+\frac1n\right)\right)$    
  $\displaystyle =\exp\left(\lim_{h\to 0+}\frac{\operatorname{ln}(1+h)}h\right)=\exp(\operatorname{ln}'(1))=\exp(1),$    

d.h. \bgroup\color{demo}$ \exp(x)=e^x$\egroup für alle \bgroup\color{demo}$ x\in\mathbb{Q}$\egroup.


18.2.5 Definition. Allgemeine Potenz und Logarithums.
Sei nun \bgroup\color{demo}$ a\in\mathbb{R}^+$\egroup. Dann setzen wir

\bgroup\color{demo}$\displaystyle a^x := \exp(x \operatorname{ln}(a))$\egroup für \bgroup\color{demo}$\displaystyle x\in\mathbb{R}$\egroup

Image ..//pic-4-12.gif

Und für \bgroup\color{demo}$ a\ne 1$\egroup heißt die Umkehrfunktion zu \bgroup\color{demo}$ x\mapsto a^x$\egroup der Logarithmus \bgroup\color{demo}$ \log_a$\egroup zur Basis \bgroup\color{demo}$ a$\egroup. Diese Definition von \bgroup\color{demo}$ a^x$\egroup stimmt für \bgroup\color{demo}$ x=\frac{p}{q}\in\mathbb{Q}$\egroup mit der in Mathematik 1 gegebenen Definition \bgroup\color{demo}$ a^x:=\root q\of{a^p}$\egroup überein, denn

\bgroup\color{demo}$\displaystyle (a^x)^q=\exp\Bigl(x \operatorname{ln}(a)\Bigr...
...\operatorname{ln}(a)\Bigr)=\exp\Bigl(\operatorname{ln}(a)\Bigr)^p=
a^p.
$\egroup

Beachte, daß \bgroup\color{demo}$ y=a^x=e^{x\operatorname{ln}(a)}$\egroup die Gleichungen \bgroup\color{demo}$ x=\log_a(y)$\egroup und \bgroup\color{demo}$ x\operatorname{ln}(a)=\operatorname{ln}(y)$\egroup zur Folge hat, also ist

\bgroup\color{demo}$\displaystyle \operatorname{ln}(y)=\operatorname{ln}(a) \log_a(y),
$\egroup

d.h. Logarithmenfunktionen zu verschiedenen Basen zueinander proportional.


18.2.6 Definition. Hyperbolische Winkelfunktionen.
Es sei \bgroup\color{demo}$ f:\mathbb{R}\to\mathbb{R}$\egroup eine Funktion. Dann ist \bgroup\color{demo}$ g:x\mapsto \frac{f(x)+f(-x)}2$\egroup eine gerade und \bgroup\color{demo}$ u:x\mapsto \frac{f(x)-f(-x)}2$\egroup eine ungerade Funktion mit \bgroup\color{demo}$ f=g+u$\egroup.

Wenden wir dies insbesonders auf die Funktione \bgroup\color{demo}$ f:=\exp$\egroup an, so erhalten wir den Sinushyperbolicus \bgroup\color{demo}$ \sinh(x):=\frac{e^x-e^{-x}}2$\egroup, und den Cosinushyperbolicus \bgroup\color{demo}$ \cosh(x):=\frac{e^x+e^{-x}}2$\egroup. In Analogie zu den üblichen Winkelfunktionen definieren wir den Tangenshyperbolicus als \bgroup\color{demo}$ \tanh(x):=\frac{\sinh(x)}{\cosh(x)}$\egroup.

Image ..//pic-4-13.gif

Man kann leicht folgende Aussagen beweisen:

  1. $ \sinh'=\cosh$ und $ \cosh'=\sinh$, denn $ \frac{d}{dx}\frac{e^x\pm e^{-x}}2=\frac{e^x\mp e^{-x}}2$.
  2. $ \cosh(x)^2-\sinh(x)^2=1$, denn $ \left(\frac{e^x\pm
e^{-x}}2\right)^2=\frac{e^{2x}+e^{-2x}-2}{4}$.
  3. $ \cosh(2x)-1=2\sinh(x)^2$, denn $ 2\left(\frac{e^x-e^{-x}}2\right)^2=\frac{e^{2x}+e^{-2x}-2}{2}$.
  4. $ \sinh(2x)=2\sinh(x)\cosh(x)$, denn $ 2 \left(\frac{e^x-e^{-x}}2\right) \left(\frac{e^x+e^{-x}}2\right)
=\frac{e^{2x}-e^{-2x}}{2}$.
  5. $ \cosh(x)\geq 1$, denn $ \cosh(x)-1=2\sinh(\frac{x}2)^2\geq 0$.
  6. $ \cosh:\mathbb{R}\to [1,+{\infty})$ ist surjektiv und $ \cosh:[0,+{\infty})\to[1,+{\infty})$ ist bijektiv, denn $ \cosh(0)=1$ und $ \lim_{x\to\pm{\infty}}\cosh(x)=+{\infty}$ und $ \cosh'(x)=\sinh(x)\geq 0$ für $ x\geq 0$.
  7. $ \sinh:\mathbb{R}\to\mathbb{R}$ ist bijektiv, denn $ \lim_{x\to\pm{\infty}}\sinh(x)=\pm{\infty}$ und $ \sinh'(x)=\cosh(x)\geq 1>0$.
  8. $ \sinh^{-1}(y)=\operatorname{ln}(y+\sqrt{y^2+1})$, denn aus $ y=\frac{e^x-e^{-x}}2$ folgt $ (e^x)^2-2y e^x-1=0$ und somit $ 0<e^x=y+\sqrt{y^2+1}$.
  9. $ \cosh^{-1}(y)=\operatorname{ln}(y+\sqrt{y^2-1})$, denn aus $ y=\frac{e^x+e^{-x}}2$ folgt $ (e^x)^2-2y e^x+1=0$ und somit $ 0<e^x=y+\sqrt{y^2-1}$.
  10. $ \int\sqrt{t^2-1} dt=\frac12\left(t\sqrt{t^2-1}-\cosh^{-1}(t)\right)$, denn Substitution $ t=\cosh(x)$ liefert

    $\displaystyle \int\sqrt{t^2-1} dt$ $\displaystyle = \int\sinh(x) \sinh(x)dx = \int\frac{\cosh(2x)-1}2 dx$    
      $\displaystyle = \frac{\sinh(2x)}4-\frac{x}2 =\frac{\sinh(x)\cosh(x)-x}2$    
      $\displaystyle =\frac12\left(\sqrt{t^2-1}\;t-\cosh^{-1}(t)\right).$    

  11. $ t\mapsto (\cosh(t),\sinh(t))$ ist eine bijektive Parametrisierung des rechten Astes der gleichseitigen Hyperbel $ \{(x,y)\in\mathbb{R}^2:x^2-y^2=1\}$, wegen (2), (6) und (7). Dies erklärt die Namensgebung, denn $ t\mapsto (\cos(t),\sin(t))$ ist analog eine Parametrisierung des Einheitskreises, wobei der Parameter $ t$ den Winkel (d.h. die Länge des Bogens) oder auch die doppelte Fläche des zugehörigen Kreissektors mißt.

    Image ..//pic-4-20.gif

  12. Die Fläche des Hyperbelsektors mit Spitze im Punkt $ (x,y)$ ist $ \frac{\cosh^{-1}(x)}2=\frac{\sinh^{-1}(y)}2$. Folglich heißen die Umkehrfunktionen auch Areasinushyperbolicus $ \operatorname{Arsinh}=\sinh^{-1}$, Areacosinushyperbolicus $ \operatorname{Arcosh}=\cosh^{-1}$ und Areatangenshyperbolicus $ \operatorname{Artanh}=\tanh^{-1}$. Offensichtlich ist diese Fläche gegeben durch

    $\displaystyle \frac{x y}2-\int_1^x y(t) dt = \frac{x \sqrt{x^2-1}}2-\int_1^x \sqrt{t^2-1} dt = \frac12\cosh^{-1}(x).$    


18.2.7 Bemerkung. Integration rationaler Funktionen.
Folgende rationale Ausdrücke können wir integrieren:

$\displaystyle \int x^k dx$ $\displaystyle = \frac{x^{k+1}}{k+1}+C$    für $\displaystyle k\ne -1$    
$\displaystyle \int x^{-1} dx$ $\displaystyle = \operatorname{ln}(x)+C$    
$\displaystyle \int \frac{dx}{1+x^2}$ $\displaystyle = \arctan(x)+C$    
$\displaystyle \int \frac{x}{1+x^2} dx$ $\displaystyle = \frac12 \operatorname{ln}(1+x^2)+C = \operatorname{ln}(\sqrt{1+x^2})+C$    

Unser Ziel ist es nun beliebige rationale Funktionen \bgroup\color{demo}$ x\mapsto \frac{P(x)}{Q(x)}$\egroup mit Polynomen \bgroup\color{demo}$ P$\egroup und \bgroup\color{demo}$ Q$\egroup zu berechnen. Wir können natürlich Division mit Rest durchführen und damit ein Polynom abspalten um eine rationale Funktion mit \bgroup\color{demo}$ \deg(P)<\deg(Q)$\egroup zu erhalten.

Sei nun \bgroup\color{demo}$ x_0$\egroup eine Nullstelle von \bgroup\color{demo}$ Q$\egroup. Dann können wir \bgroup\color{demo}$ Q$\egroup durch \bgroup\color{demo}$ (x-x_0)$\egroup so oft wie möglich dividieren und erhalten \bgroup\color{demo}$ Q(x)=(x-x_0)^g Q_1(x)$\egroup für eine natürliche Zahl \bgroup\color{demo}$ g\geq 1$\egroup und ein Polynom \bgroup\color{demo}$ Q_1$\egroup mit \bgroup\color{demo}$ Q_1(x_0)\ne 0$\egroup. Somit ist \bgroup\color{demo}$ \lim_{x\to x_0}\frac{P(x)}{Q_1(x)}=\frac{P(x_0)}{Q_1(x_0)}$\egroup. Folglich betrachten wir

\bgroup\color{demo}$\displaystyle \frac{P(x)}{Q_1(x)}-\frac{P(x_0)}{Q_1(x_0)}
=\frac{P(x)Q_1(x_0)-P(x_0)Q_1(x)}{Q_1(x)Q_1(x_0)}
=\frac{R(x)}{Q_1(x)}
$\egroup

mit \bgroup\color{demo}$ R(x):=\frac{P(x)Q_1(x_0)-P(x_0)Q_1(x)}{Q_1(x_0)}$\egroup. Offensichtlich ist \bgroup\color{demo}$ R(x_0)=0$\egroup und somit das Polynom \bgroup\color{demo}$ R$\egroup durch \bgroup\color{demo}$ (x-x_0)$\egroup teilbar, d.h. \bgroup\color{demo}$ R(x)=(x-x_0)\cdot R_1(x)$\egroup für ein Polynom \bgroup\color{demo}$ R_1$\egroup. Damit ist

\bgroup\color{demo}$\displaystyle \frac{P(x)}{Q(x)}=\frac{P(x)}{(x-\lambda )^g Q...
...0)}\cdot\frac1{(x-x_0)^{g}}
+ \frac{R_1(x)}{(x-x_0)^{g-1}\cdot Q_1(x)}.
$\egroup

Induktion nach der Zahl der Nullstellen (also dem Grad von \bgroup\color{demo}$ Q$\egroup) liefert somit:




18.2.8 Proposition. Partialbruchzerlegung im Komplexen.

Es seien \bgroup\color{demo}$ P$\egroup und \bgroup\color{demo}$ Q$\egroup Polynome mit komplexen Koeffizienten und mit \bgroup\color{demo}$ \operatorname{grad}(P)<\operatorname{grad}(Q)$\egroup. Weiters seien \bgroup\color{demo}$ x_1,\dots,x_n$\egroup die verschiedenen Nullstellen von \bgroup\color{demo}$ Q$\egroup und \bgroup\color{demo}$ g_1,\dots,g_n$\egroup ihre Vielfachheit. Dann ist

\bgroup\color{demo}$\displaystyle \frac{P(x)}{Q(x)} = \sum_{j=1}^n \sum_{g=1}^{g_j}\frac{p_{j,g}}{(x-x_j)^g}
$\egroup

mit gewissen eindeutig bestimmten Koeffizienten \bgroup\color{demo}$ p_{j,g}\in\mathbb{C}$\egroup.    []

Wir können nun die Partialbruchzerlegung verwenden um rationale Funktionen zu integrieren.


18.2.9 Beispiel des Integrals einer rationalen Funktion.
Es sei die rationale Funktion \bgroup\color{demo}$ f:x\mapsto \frac{1-2x+4x^2-x^4}{x-2x^2+x^3}$\egroup gegeben. Division mit Rest liefert:

\bgroup\color{demo}$\displaystyle \frac{1-2x+4x^2-x^4}{x-2x^2+x^3} = -x -1 + \frac{x^2+1}{x^3-2x^2+x}.
$\egroup

Die Nullstellen des Nenners sind 0 und \bgroup\color{demo}$ 1$\egroup mit Vielfachheiten \bgroup\color{demo}$ 1$\egroup und \bgroup\color{demo}$ 2$\egroup also ist der Nenner \bgroup\color{demo}$ x^3-2x^2+x=x(x-1)^2$\egroup. Es muß somit nach (18.2.8) eine Darstellung der Form

\bgroup\color{demo}$\displaystyle \frac{x^2+1}{x^3-2x^2+x} = \frac{p_{1,1}}{(x-0)^1} + \frac{p_{2,1}}{(x-1)^1} +
\frac{p_{2,2}}{(x-1)^2}
$\egroup

existieren. Ausmultiplizieren der Nenner liefert:

\bgroup\color{demo}$\displaystyle x^2+1=p_{1,1} (x-1)^2 + p_{2,1} x(x-1) + p_{2,2} x\;\forall x,
$\egroup

also

\bgroup\color{demo}$\displaystyle (p_{1,1}+p_{2,1}-1) x^2 + (-2p_{1,1}-p_{2,1}+p_{2,2}) x+(p_{1,1}-1)=0\;
\forall x.
$\egroup

Es müssen somit alle Koeffizienten dieses Polynoms 0 sein, d.h.

$\displaystyle p_{1,1}+p_{2,1}$ $\displaystyle = 1$    
$\displaystyle p_{2,2}-2p_{1,1}-p_{2,1}$ $\displaystyle = 0$    
$\displaystyle p_{1,1}$ $\displaystyle = 1$    

Die Lösung dieses linearen Gleichungssystems ist

\bgroup\color{demo}$\displaystyle p_{1,1} = 1,\quad p_{2,1} = 0$\egroup und \bgroup\color{demo}$\displaystyle p_{2,2}=2,
$\egroup

d.h.

\bgroup\color{demo}$\displaystyle \frac{x^2+1}{x^3-2x^2+x} = \frac{1}{(x-0)^1} + \frac{0}{(x-1)^1} +
\frac{2}{(x-1)^2} = \frac1{x} + \frac{2}{(x-1)^2}.
$\egroup

Eine andere Möglichkeit die Koeffizienten zu bestimmen, ist zuerst die \bgroup\color{demo}$ p_{i,g_i}=\lim_{x\to x_i} \frac{(x^2+1)(x-x_i)^{d_i}}{x^3-2x^2+x}$\egroup zu bestimmen, also

$\displaystyle p_{1,1}$ $\displaystyle = \lim_{x\to 0} \frac{x^2+1}{(x-1)^2} = 1$    
$\displaystyle p_{2,2}$ $\displaystyle = \lim_{x\to 1} \frac{x^2+1}{x} = 2$    

und dann mit dem Rest (der hier 0 ist) induktiv fortfahren

\bgroup\color{demo}$\displaystyle \frac{x^2+1}{x^3-2x^2+x} - \frac{1}{(x-0)^1} - \frac{2}{(x-1)^2}
= \frac{x^2+1-(x-1)^2-2x}{x^3-2x^2+x}=\frac{0}{x-1}.
$\egroup

Somit ist

$\displaystyle \int \frac{1-2x+4x^2-x^4}{x-2x^2+x^3}  dx$ $\displaystyle = -\int x dx -\int 1 dx + \int \frac1{x} dx + \int\frac{2}{(x-1)^2} dx$    
  $\displaystyle = -\frac{x^2}2 - x + \operatorname{ln}(x) - \frac{2}{x-1} + C.$    




18.2.10 Proposition. Partialbruchzerlegung im Reellen.

Es seien \bgroup\color{proclaim}$ P$\egroup und \bgroup\color{proclaim}$ Q$\egroup Polynome mit reellen Koeffizienten und mit \bgroup\color{proclaim}$ \operatorname{grad}(P)<\operatorname{grad}(Q)$\egroup. Weiters seien \bgroup\color{proclaim}$ x_1,\dots,x_k$\egroup die verschiedenen reellen Nullstellen von \bgroup\color{proclaim}$ Q$\egroup und \bgroup\color{proclaim}$ g_1,\dots,g_k$\egroup ihre Vielfachheit. Seien schließlich \bgroup\color{proclaim}$ a_1\pm i b_1,\dots,a_j\pm i  b_j$\egroup die echt komplexen verschiedenen Nullstellen von \bgroup\color{proclaim}$ Q$\egroup und \bgroup\color{proclaim}$ h_1,\dots,h_j$\egroup ihre Vielfachheit. Dann ist

\bgroup\color{proclaim}$\displaystyle \frac{P(x)}{Q(x)} = \sum_{l=1}^k \sum_{g=1...
...m_{g=1}^{h_l}\frac{r_{l,g}+s_{l,g}x}{(x^2 - 2 a_l x + (a_l^2+b_l^2))^g}
$\egroup

mit gewissen eindeutig bestimmten reellen Koeffizienten \bgroup\color{proclaim}$ p_{l,g}$\egroup, \bgroup\color{proclaim}$ r_{l,g}$\egroup und \bgroup\color{proclaim}$ s_{l,g}$\egroup.

Beweis. Für jede komplexe Nullstelle \bgroup\color{demo}$ z=a+i b$\egroup von \bgroup\color{demo}$ Q$\egroup ist auch die konjugierte Zahl \bgroup\color{demo}$ \overline{z}=a-i b$\egroup Nullstelle und zwar mit der gleichen Vielfachheit \bgroup\color{demo}$ g$\egroup, denn aus \bgroup\color{demo}$ 0=Q(z)=\sum_j q_j z^j$\egroup folgt durch Konjugieren \bgroup\color{demo}$ 0=\overline{Q(z)}=\sum_j q_j \overline{z}^j=Q(\overline{z})$\egroup.

Somit ist \bgroup\color{demo}$ Q(x)=((x-z)(x-\overline{z}))^g Q_2(x)$\egroup und wegen (18.2.8)

\bgroup\color{demo}$\displaystyle \frac{P(x)}{Q(x)}
=\frac{\alpha }{(x-z)^g}+\fr...
...\overline{z})^g}
+\frac{R(x)}{(x-z)^{g-1}(x-\overline{z})^{g-1} Q_2(x)}
$\egroup

wobei

$\displaystyle \beta$ $\displaystyle = \lim_{x\to\overline{z}} \frac{P(x)}{(x-\overline{z})^g Q_2(x)} ...
...e{\left(\lim_{y\to z} \frac{P(y)}{(y-z)^g Q_2(y)}\right)} = \overline{\alpha }.$    

Somit ist

$\displaystyle \frac{\alpha }{(x-z)^g}+\frac{\beta }{(x-\overline{z})^g}$ $\displaystyle =\frac{\alpha (x-\overline{z})^g+\overline{\alpha }(x-z)^g}{((x-z)(x-\overline{z}))^g}$    
  $\displaystyle =\frac{\sum_{k=0}^g \binom{g}{k} x^k(2\mathfrak{R}e(\alpha (-\overline{z})^{g-k})}{(x^2-2x \mathfrak{R}e(z)+\vert z\vert^2)^g}$    

Sukzessive Division mit Rest durch \bgroup\color{demo}$ x^2-2x \mathfrak{R}e(z)+\vert z\vert^2$\egroup liefert für den Zähler einen Ausdruck der Form

\bgroup\color{demo}$\displaystyle \sum_{j=1}^g (r_j+s_j  x)  (x^2-2x \mathfrak{R}e(z)+\vert z\vert^2)^{g-j}
$\egroup

und für den Bruch somit eine Summe der Form

\bgroup\color{demo}$\displaystyle \sum_{j=1}^g \frac{r_j+s_j  x} {(x^2-2x \mathfrak{R}e(z)+\vert z\vert^2)^j}.
$\egroup

Induktion liefert nun das gewünschte Ergebnis.     []

Beachte, daß eine Stammfunktion von \bgroup\color{demo}$ \frac{r+s x}{(x^2-2ax+(a^2+b^2))^d}$\egroup wie folgt mittels Substitutionen \bgroup\color{demo}$ \frac{x-a}b=y$\egroup und \bgroup\color{demo}$ y^2+1=z$\egroup bestimmt werden kann:

$\displaystyle \int$ $\displaystyle \frac{r+s x}{(x^2-2ax+(a^2+b^2))^d} dx =$    
  $\displaystyle = \int \frac{r+s a+s b y}{(b^2(y^2+1))^d} b dy$    
  $\displaystyle =\frac{r+sa}{b^{2d-1}} \int \frac1{(y^2+1)^d} dy + \frac{s}{2b^{2d-2}} \int\frac{2y}{(y^2+1)^d} dy$    
  $\displaystyle =\frac{r+sa}{b^{2d-1}} \int \frac1{(y^2+1)^d} dy + \frac{s}{2b^{2d-2}} \int z^{-d} dz$    

und weiters für \bgroup\color{demo}$ d>0$\egroup mittels partieller Integration

$\displaystyle \int 1 \frac1{(y^2+1)^d} dy$ $\displaystyle = y \frac1{(y^2+1)^d} - \int y (-d)\frac{2y}{(y^2+1)^{d+1}} dy$    
  $\displaystyle = y \frac1{(y^2+1)^d} + 2d\int \frac{y^2+1-1}{(y^2+1)^{d+1}} dy$    
  $\displaystyle = y \frac1{(y^2+1)^d} + 2d\int \frac{1}{(y^2+1)^{d}} dy - 2d \int \frac{1}{(y^2+1)^{d+1}} dy$    

und somit erhalten wir nach Ersetzen von \bgroup\color{demo}$ d$\egroup durch \bgroup\color{demo}$ d-1$\egroup die Rekursion

$\displaystyle 2(d-1) \int \frac{1}{(y^2+1)^{d}} dy$ $\displaystyle = \frac{y}{(y^2+1)^{d-1}} + (2d-3)\int \frac{1}{(y^2+1)^{d-1}} dy.$    

Andreas Kriegl 2002-07-01