Wir greifen nun das Problem auf (nicht-lineare) Gleichungen der Form nach aufzulösen. Für quadratische und zum Teil auch für polynomiale Gleichungen haben wir dies bereits in der Mathematik I getan. Allgemein können wir O.B.d.A. voraussetzen, indem wir durch die Funktion ersetzen. Die Existenz einer Lösung in gewissen Fällen liefert folgende
16.4.1 Proposition. Nullstellensatz von Bolzano.
Es sei
stetig, mit
.
Dann existiert ein
mit
.
Beweis. Wir betrachten die Menge . Diese ist beschränkt, besitzt also ein Supremum . Da stetig ist und gilt ist und somit . Angenommen . Wegen der Stetigkeit von bei ist ebenfalls kleiner als 0 für alle Punkte nahe , ein Widerspruch zu . []
16.4.2 Folgerung. Zwischenwertsatz.
Es sei
stetig. Dann wird jeder Wert
zwischen
und
angenommen werden.
Beweis. Falls so ist nichts zu zeigen. Sei also echt zwischen und . Dann betrachten wir . Es ist und also existiert nach dem Nullstellensatz (16.4.1) von Bolzano ein mit , d.h. . []
Regula falsi zur Nullstellenberechnung..
Wir können den Zwischenwertsatz (16.4.2) dazu verwenden, Nullstellen von Funktionen
näherungsweise zu berechnen.
Sei dazu
und
mit
, d.h.
und
haben verschiedenes Vorzeichen.
Wenn
stetig ist, so existiert nach dem Nullstellensatz von Bolzano (16.4.1)
eine Nullstelle
zwischen
und
.
Um einen Näherungswert zu erhalten halbieren wir das Intervall und erhalten
. Falls
so sind wir fertig. Andernfalls
fahren wir wie zuvor mit
und
oder
fort,
je nachdem ob
oder
.
Die so erhaltene Folge
konvergiert dann
(da
) gegen eine Nullstelle
von
.
Ein etwas ausgefeiltere Methode ist die Nullstelle der Sehne von als neuen Wert zu nehmen, d.h. die Lösung von , also
Eine andere Möglichkeit Gleichungen der Form
zu lösen, ist
inverse Funktionen
zu finden und damit die Lösung als
erhalten.
Wir wollen nun dieses Problem der Invertierbarkeit (nicht-linearer) Funktionen
in Angriff nehmen.
Dazu beginnen wir vorerst im Fall
, wobei
ein Intervall ist.
Falls
injektiv ist, so muß
streng monoton sein, denn
andernfalls existieren
in
, sodaß
und
auf der selben Seite von
liegen. O.B.d.A. liege
näher an
als
.
Dann existiert nach dem Zwischenwertsatz ein
zwischen
und
mit
, ein Widerspruch zur Injektivität von
.
Wir können uns in unseren Überlegungen also auf streng monotone Funktionen beschränken. Beachte jedoch, daß dies nur für Intervalle gilt, denn ist bijektiv aber nicht streng monoton.
16.4.4 Theorem über die Inverse monotoner
Funktionen.
Es sei
streng monoton wachsend auf einem Intervall
.
Dann ist
bijektiv
mit streng monotoner und stetiger Inversen
.
Ist
zusätzlich stetig, so ist
ebenfalls ein Intervall.
Klarerweise heißt streng monoton wachsend, wenn aus folgt.
Beweis. Offensichtlich ist bijektiv und die Inverse streng monoton wachsend.
Nun zur Stetigkeit: Sei . Wir betrachten zuerst den Fall wo ein innerer Punkt von ist. Für (kleine) ist und somit . Nun wählen wir ein mit und somit ist für auch , d.h. .
Falls ein Randpunkt von ist (z.B. der linke), so gehen wir genauso vor, benötigen allerdings nur die Hälfte der Ungleichungen: Es ist für kleine und somit . Nun wählen wir ein mit und somit ist für auch , d.h. .
Sei nun stetig. Dann ist ein Intervall, denn nach dem Zischenwertsatz wird jeder Wert angenommen. []
16.4.5 Beispiele. Wurzel und trigonometrische Funktionen.
Nach dem inversen Funktionensatz (16.4.4) ist für
die Umkehrfunktion
zu
,
wohldefiniert, stetig und
streng monoton wachsend. Da
und
, ist die
-te Wurzel als
Umkehrfunktion
auf ganz
definiert.
Entsprechend folgt auch die Existenz einer stetigen, monoton wachsenden Umkehrfunktion , und .
16.4.6 Banach'scher Fixpunktsatz.
Anstelle einer Gleichung der Form
können wir äquivalent auch
die Fixpunkt-Gleichung
lösen.
Wenn
nicht ein Fixpunkt von
ist, dann betrachten wir
rekursiv definiert
durch
. Wir hätten gerne, daß
existiert, da dann
, d.h.
ein Fixpunkt wäre. Dazu
brauchen wir, daß
, oder besser
, oder sogar
mit
.
Dann ist
und somit | ||
Banach'scher Fixpunkt-Satz.
Es sei
ein vollständiger metrischer Raum und
eine Kontraktion,
d.h. ein
existiert mit
für alle
.
Dann gibt es einen eindeutigen Fixpunkt
von
,
welcher als Limes
der rekursiv definierten Folge
mit beliebigen Startwert
erhalten werden kann. Weiters gelten die Abschätzungen
Andreas Kriegl 2002-07-01