Bislang haben wir nur die Addition und Skalarmultiplikation verwendet. In der Ebene und im Raum können wir aber auch Abstände und Winkel messen. Diese Operationen sehen wir uns nun näher an.
13.1 Definition.
Die Länge eines Vektors
ist nach dem
pythagoräischen Lehrsatz und Induktion
Multipliziert man mit so gilt dies für das Ergebnis noch immer und zusätzlich ist dieser Ausdruck nun symmetrisch in und und damit auch linear in der zweiten Variable . Es muß also eine symmetrische bilineare Abbildung sein, die liefert und auf orthogonalen und verschwindet.
Auf einen Vektorraum nennt man eine symmetrische bilineare Abbildung die positiv definit ist, d.h. für alle erfüllt, ein skalares Produkt (im Unterschied zur skalar-Multiplikation ).
13.2 Bemerkung.
Jede bilineare Abbildung
ist wie folgt duch eine Matrix
(die Gram'sche Matrix)
bezüglich Basen
von
und
von W
gegeben
13.3 Bemerkung.
Die Gram'sche Matrix
einer bilinearen Abbildung
ist genau dann symmetrisch, d.h.
stimmt mir der Transponierten überein, wenn
symmetrisch ist, d.h.
für alle
gilt.
Man kann zeigen, daß folgendes gilt:
13.4 Proposition.
Eine symmetrische Bilinearform
ist genau dann positiv definit, wenn
für alle
die Hauptminore
positiv ist.
13.5 Definition.
Ist
ein skalares Produkt auf
, so können
wir die Länge eines Vektors als
13.6 Ungleichung von Cauchy-Schwarz.
Für jedes skalare Produkt
gilt die
Ungleichung
für alle
.
Gleichheit gilt genau dann, wenn
linear abhängig ist.
Beweis. Es ist und somit existiert höchstens eine reelle (Doppel-)Nullstelle dieses Polynoms in , also ist die Diskriminante der quadratischen Gleichung. []
13.7 Lemma.
Es sei
ein skalares Produkt und
.
Dann gilt,
die Norm
erfüllt die positive Homogenität
, die Dreiecksungleichung
sowie die Parallelogramformel
.
Beweis.
13.8 Definition.
Man sagt zwei Vektoren
und
stehen rechtwinkelig (oder
orthogonal) aufeinander und man schreibt
genau dann, wenn
ist.
Für bezeichnet das orthogonale Komplement von . Falls ein Teilraum ist, dann ist offensichtlich ein Komplementärraum zum im Sinne von (8.19).
Eine Familie heißt orthogonal-System, falls die Vektoren paarweise orthogonal stehen, d.h. für alle .
Eine Familie heißt orthonormal-System, falls diese Vektoren paarweise orthogonal stehen und Länge 1 besitzen, d.h. für alle .
Eine Basis, die ein orthonormal-System ist, heißt orthonormal-Basis.
Der folgende Satz ermöglicht uns aus eine beliebigen Basis eine orthonormal-Basis zu gewinnen.
13.9 Gram-Schmidt'sches Orthonormalisierungsverfahren.
Es seien
linear unabhängig.
Wir konstruieren rekursiv ein orthonormal-System
, welches den
selben Teilraum erzeugt.
Es sei
(
, da linear unabhängig).
Es sei
und
.
Offensichtlich erzeugt
den selben Teilraum wie
.
Weiters ist
, denn sonst wäre
eine Linearkombination
von
und damit auch von
, also
linear abhängig.
13.10 Definition.
Eine (lineare) Abbildung
heißt Isometrie (oder
Längenbewahrend), wenn
für alle
gilt.
Wegen der Polarisierungsgleichung
ist dann auch
und die Abbildung
somit auch Winkelbewahrend und weiters ist
somit
, d.h.
ist regulär mit inverser
.
Insbesonders ist
, d.h.
, also bis auf ein mögliches Vorzeichen
auch
Volumsbewahrend.
Eine reelle Matrix heißt symmetrisch, wenn ist, d.h. für alle gilt.
13.11 Proposition.
Eine lineare Abbildung
ist genau dann eine Isometrie, wenn sie orthogonal ist,
d.h. die Spalten einer Matrixdarstellung
bzgl. orthonormal-Basen eine orthonormal-Basis bilden.
Beweis. Es ist genau dann, wenn ist. []
13.12 Definition.
Ein orthogonale Abbildung mit
heißt uneigentlich orthogonal.
Insbesonders gilt dies für die Spiegelung an der normalen Hyperebene
zu einem
Einheitsvektor
gegeben
durch
.
13.13 Bemerkung.
Man kann zeigen, daß jede orthogonale Matrix eine Zusammensetzung von Spiegelungen ist.
13.14 Definition.
Falls eine orthogonale Matrix positive Determinante hat, so heißt sie eigentlich
orthogonal. Insbesonders gilt dies für die Zusammensetzung
zweier Spiegelungen, d.h. eine Drehung um
mit Winkel
.
13.15 Proposition.
Es sei
. Dann ist das orthogonale Komplement
des Bildes
von
gerade der Kern
der
transponierten Abbildung
, d.h.
Beweis. Für gilt nach (13.2):
für alle | ||
steht auf alle Vektoren normal | ||
13.16 Volumen des Parallelipipeds.
Die Fläche des von zwei Vektoren
und
aufgespannten Parallelogramms
ist
,
wobei die Höhe
ist.
Also
13.17 Vektorprodukt.
Für Vektoren
ist
das Kreuzprodukt
.
Die Abbildung
ist bilinear,
,
und
.
14.5 Definition. Metrik komplexer Vektorräume.
Für
definiert man die Länge eines Vektors
als Länge des zugehörigen reellen Vektors
, wobei
die Zerlegung der komplexen Koordinaten in Real- und Imaginärteil ist,
d.h.
.
Wie im reellen Fall suchen wir nun
ebenfalls eine
Abbildung
, welche
erfüllt.
Dazu konjugiert man den zweiten Vektor in der Formel
.
Es ist
und somit
-linear
in der ersten Variable und konjugiert linear (d.h.
) in der zweiten.
Andreas Kriegl 2002-02-01