Wir wollen Pendants zum Hauptsatz (18.2.2) für mehrfach-Integrale finden.
20.6.1 Proposition. Länge von Kurven.
Es sei
eine Kurve. Unter der Länge
der Kurve
versteht man das Supremum der Länge aller interpolierenden Polygonzüge, d.h.
ist Zerlegung | ||
für |
Beweis. Wegen dem Hauptsatz (18.2.2) und dem Mittelwertsatz (18.1.10) der Integralrechnung ist
Geometrische Interpretation des Kurvenintegrals.
Sei nun
ein Vektorfeld und
die zugehörige 1-Form
.
Nach der Kettenregel (17.2.3) hängt das Kurvenintegral nicht von der Parametrisierung (sondern nur deren
Orientierung) ab, wir können
setzen, und brauchen uns bei
nicht die
Parametrisierung sondern nur die Durchlaufungsrichtung merken.
Weiters ist
falls injektiv ist |
20.6.2 Der Gauß'sche Integralsatz in der Ebene.
Es sei
mit
eine Ordinaten-Menge
mit
-Grenzen
und
.
Es sei
ein
-Vektorfeld auf
und
die zugehörige
1-Form. Der Rand von
wird durch folgende 4 Kurven
positiv orientiert parametrisiert:
verkehrt durchlaufen | ||
verkehrt durchlaufen |
Analog erhalten wir falls auch Ordinatenmenge bzgl. der anderen Achse ist
| |||
und somit
| |||
Gauß'scher Integralsatz in der
Ebene.
Es sei
eine Ordinatenmenge bezüglich beiden Achsen mit
Rändern.
Weiters sei
der positiv orientierte Rand.
Das Vektorfeld
sei
. Dann ist
Insbesonders folgt mit und
20.6.3 Folgerung. Fläche via
Kurvenintegral.
Es sei
eine Ordinatenmenge bezüglich beiden Achsen und stetiger Funktionen beschränkter
Variation. Weiters sei
der positiv orientierte Rand.
Dann ist
Beachte, daß also eine somit recht nützliche aber dennoch nicht-exakte 1-Form ist.
Geometrische Interpretation.
Für das Vektorfeld
definieren wir eine Funktion
Es sei , d.h. , der positiv gedrehte Normalvektor. Dann ist
Das Vektorfeld heißt wirbelfrei . Es heißt quellenfrei .
20.6.4 Definition. Fläche in
.
Unter einer Fläche
im
verstehen wir eine Teilmenge
zusammen mit
einer
-Parametrisierung
mit
-meßbar
und kompakt.
20.6.5 Der Stokes'sche Integralsatz im Raum.
Es sei
ein
-Vektorfeld auf
, mit
(!) und der
Rand
sei durch eine
-Kurve
parametrisiert.
Mit
bezeichnen wir die durch
parametrisierte Kurve
. Dies ist nicht
der topologische Rand von
.
Dann ist
Für den Integranden erhalten wir, da ist, nach dem Satz von Schwarz
| ||
somit gilt weiter
| ||
Wir setzen
| ||
und erhalten schließlich
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und analog oder durch zyklisches Vertauschen
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und insgesamt also
| ||
wobei
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und |
und andererseits
| ||
Fläche | ||
Fläche |
mit z.B. |
Satz von Stokes für Flächen im
3-dimensionalen.
Es sei
eine Ordinatenmenge bezüglich beider Achsen mit
-Grenzen
und Rand
der durch eine
-Kurve
parametrisiert
werden kann. Weiters sei
und
ein
-Vektorfeld auf
. Dann ist
Geometrische Interpretation.
Nach obigen können wir die linke Seite geometrisch als
``Fläche'' des Bildes von unter | ||
``Fläche'' des Bildes von unter |
Beispiel.
Die Sphäre wird durch
mit
parametrisiert.
Somit ist die Oberfläche der Sphäre durch
20.6.6 Definition. Normalbereich.
Unter einem -Normalbereich bezüglich der
-Ebene verstehen wir eine
Ordinatenmenge
Beispiel.
Der Quader
: Dabei ist
und
.
Hier müssen wir nicht mehr umparametrisieren, d.h.
und
.
Die Kugel mit Radius : Dabei ist , , . Die sind nun auf nicht mehr differenzierbar. Wir verwenden Kugelkoordinaten zur Umparametrisierung, d.h. , und . Dann ist in .
20.6.7 Der Gauß'sche Integralsatz im Raum.
Für stetiges
ist
Folglich ist
| ||
Falls ein -Normalbereich auch bezüglich der anderen Koordinatenebenen ist, so folgt analog
| ||
Satz von Gauß im
3-dimensionalen.
Es sei
ein
-Normalbereich bezüglich aller 3 Koordinatenebenen und
ein
-Vektorfeld auf
.
Dann ist
Geometrische Bedeutung.
Für ein
-Vektorfeld
definieren wir eine Funktion
durch
.
Dann ist
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Andreas Kriegl 2002-07-01