Von Kronecker stammt folgendes Zitat
Die natürlichen Zahlen sind vom lieben Gott geschaffen, alles andere in der Mathematik ist nur Menschenwerk.und von Dedekind 1897
Die natürlichen Zahlen sind freie Schöpfungen des menschlichen Geistes.
3.1 Konstruktion von
.
Die Elemente
heißen natürlichen Zahlen.
Wie können wir dabei die Punkte ``...'' präzise machen? Diese sollen offensichtlich
bedeuten, daß mit jeder natürlichen Zahl
auch (der Nachfolger)
eine
natürliche Zahl sein soll.
Die Abbildung
sollte also nicht aus der Menge
der natürlichen Zahlen herausführen. Dadurch ist aber
noch nicht eindeutig
beschrieben, denn z.B. auch die Teilmengen
,
,
haben diese Eigenschaft.
Die Menge
sollte wohl eine möglichst kleine Teilmenge mit dieser
Eigenschaft sein. Allerdings sind auch
,
,
solche Mengen. Wenn wir aber zusätzlich
verlangen,
dann paßt alles.
Es ist also
die kleinste Teilmenge von
, die
0 enthält und unter
dem Zählen
abgeschlossen ist, d.h.
Die einzelnen natürlichen Zahlen sollten wie alle mathematischen Objekte selbst Mengen sein, und zwar gerade eine Mengen mit Elementen. Wir können die einzelnen natürlichen Zahlen also rekursiv durch
0 | ||
3.2 Induktionsprinzip.
Es sei
eine induktive Teilmenge. Dann ist
.
Beweis. Die ist offensichtlich, da nach Konstruktion die kleinste induktive Teilmenge ist. []
Dies ist die wichtigste Beweismethode für Aussagen über natürliche Zahlen, die sogenannte vollständige Induktion: Um also zu zeigen, daß eine Aussage auf alle natürlichen Zahlen zutrifft, zeigt man zuerst, daß sie für 0 erfüllt ist (dies nennt man den Induktionsanfang) und dann, daß für jede natürliche Zahl gilt, wenn sie für diese erfüllt ist (die Induktionsannahme) so auch für deren Nachfolger (dies nennt man denn Induktionsschritt). Das Induktionsprinzip besagt dann, daß die induktive Menge trifft für $n$ zu mit übereinstimmt, die Aussage also auf alle natürlichen Zahlen zutrifft.
Zur Erläuterung einige
Beweis. Beweis mittels Induktion nach :
Beweis. Wieder verwenden wir Induktion nach . Zwar ist und aber . Also verwenden wir als Induktionsanfang und erhalten .
denn | ||
3.5 Definition.
Man nennt Abbildungen
auch Folgen in
und schreibt
gerne
anstelle von
, wie wir in Beispiel (3.3) bereits
getan haben.
Man kann Induktion auch dazu verwenden die Sinnhaftigkeit rekursive Definitionen zu zeigen, d.h. anstelle explizit anzugeben wie gewisse Objekte für definiert sind, beschreibt man einerseits und andererseits wie man aus für jedes berechnen kann, d.h. man gibt eine Rekursionsvorschrift an, s.d. ist.
3.4 Proposition. Rekursion.
Es sei
eine Menge,
und
eine Abbildung.
Dann existiert eine eindeutige Abbildung
mit
und
für alle
.
Man sagt
ist durch die Rekursion
definiert.
Beweis. Abbildungen sind ja Teilmengen . Folglich betrachten wir die kleinste Teilmenge , die enthält und mit auch enthält, d.h.
Bleibt zu zeigen, daß auch die Menge es gibt höchstens ein mit mit übereinstimmt. Offensichtlich ist , denn gäbe es ein mit , so könnten wir ungestraft aus entfernen und würden eine kleinere Menge mit obiger Eigenschaft erhalten. Sei nun , also existiert ein eindeutiges mit und damit auch . Wäre , dann gäbe es ein mit und . Die Menge hätte dann obige Eigenschaft, also und somit wäre . []
3.6 Die Grundrechnungsarten für natürliche Zahlen.
Die Addition
natürlicher Zahlen definiert man rekursiv durch
Ebenso verfährt man mit der Multiplikation :
Es ist 0 nach Definition ein links-neutrales Element bzgl. Addition, d.h. für alle .
Wir zeigen nun mittels Induktion, daß auch
gilt:
Induktionsanfang:
nach Definition.
Induktionsschritt:
.
Nach Induktion gilt somit
, d.h.
:
.
Weiters zeigen wir mittels Induktion,
daß ebenso
für alle
gilt.
Dazu betrachten wir die Menge
.
Induktionsanfang:
, denn
.
Induktionsschritt:
, denn
für alle
gilt:
.
Nach Induktion gilt somit
.
Diese beiden Resultate sind Spezialfälle des kommutativ-Gesetzes der
Addition, welches wir mit deren Hilfe und
Induktion nun zeigen:
Sei dazu
.
Induktionsanfang:
, da nach obigen
und nach Definition
ist.
Induktionsschritt:
, da
für jedes
gilt.
Nach Induktion ist somit
, d.h.
:
.
Auf ähnliche Weise zeigt man auch das assoziativ-Gesetz für die Addition, daß 1 ein neutrales Element für die Multiplikation ist, das kommutativ-Gesetz und das assoziativ-Gesetz für die Multiplikation, sowie schließlich das distributiv-Gesetz .
3.7 Die Ordnung der natürlichen Zahlen.
Man kann die Ordnung
auf
durch
für
definieren.
Es ist
, d.h.
und
, genau dann, wenn
gilt.
Offensichtlich ist dies eine partielle Ordnung auf
,
denn für
gilt das.
Es läßt sich zeigen, daß dies sogar eine lineare Ordnung ist und genau dann gilt, wenn .
Für gilt (d.h. ist auf transitiv), denn und aus folgt .
Weiters gilt die Kürzungsregel: Aus
folgt
.
Für
ist dies trivial. Für
folgt es aus
,
und allgemein mittels Induktion
, also
und damit
.
Beachte, daß wir beim Beweis nicht
verwenden können.
3.33 Folgerung. Ganzzahlige Division mit Rest.
Es sei
. Dann läßt sich jede natürliche Zahl
eindeutig
als
mit
und
schreiben.
Beweis. Existenzbeweis mittels Induktion nach :
Die Eindeutigkeit sieht man nun wie folgt: Angenommen mit und ohne Beschränkung der Allgemeinheit (kurz: o.B.d.A.) . Wäre , also so wäre , ein Widerspruch. Also ist und wegen auch . []
3.9 Folgerung. Wohlordnung von
.
ist wohlgeordnet, d.h. jede nicht-leere Teilmenge
besitzt ein kleinstes Element
, das sogenannte Minimum von
.
Beachte, daß dies für unendliche Teilmengen nicht trivial ist, z.B. besitzt die unendliche Teilmenge kein kleinstes Element.
Beweis. Indirekt, angenommen sei nicht-leer und ohne kleinstes Element. Sei die Menge der unteren Schranken aus von (d.h. jener natürlichen Zahlen, die allen Elementen aus sind). Wir zeigen mittels Induktion, daß ist:
Da aber (ein Element des Durchschnitts wäre ein Minimum von ) und gilt, ist , ebenfalls ein Widerspruch zur Annahme. []
3.8 Folgerung. Ordnungsinduktion.
Es sei
und für alle
mit
gelte
. Dann ist
.
Dies ist ein stärkeres Beweismittels als die vollständige Induktion, denn nun dürfen wir beim Induktionsschritt auf die Induktionsannahme nicht nur für den unmittelbaren Vorgänger verwenden, sondern für alle .
Beweis. Indirekt: Angenommen es ist . Nach (3.9) existiert das Minimum der Menge . Sei dieses Minimum. Für alle mit ist also , d.h. . Nach Voraussetzung an ist damit auch , ein Widerspruch zu . []
3.10 Folgerung. Primfaktorenzerlegung.
Jede natürliche Zahl
läßt sich in ein Produkt von Primzahlen zerlegen.
Beweis. Wir machen eine Ordnungsinduktion nach . Entweder ist selbst eine Primzahl (und wir sind fertig) oder besitzt einen echten Teiler , d.h. und . Da somit sowohl als auch ist, besitzen diese beiden Faktoren nach Induktionsvoraussetzung Zerlegungen in Primzahlen und und somit auch . []
3.11 Rekursive Definition der Potenzen..
Es ist
für
wie folgt rekursiv definiert.
,
.
Die Idee dabei ist natürlich, daß
ist.
Mittels Induktion zeigt man dann
für
.
Setzt man
so ergäbe sich
, also
.
Darum definiert man
für alle
.
3.12 Proposition. Rechnen mit Potenzen.
Es gelten folgende Rechenregeln (für Elemente
einer Halbgruppe und
natürlicher Zahlen
, wobei in den Formeln mit Bruchstrich die
Invertierbarkeit von
vorausgesetzt ist):
Beweis. Beweis durch Induktion nach :
Die zweite Gleichung folgt aus durch Division mit .
Die dritte Gleichung folgt wieder mit vollständiger Induktion, denn
Die vierte Gleichung folgt ebenfalls mittels vollständiger Induktion, denn
Daraus folgt die fünfte durch Division. []
3.13 Beispiel. Quadrieren als Rekursionsvorschrift.
Es sei
und
, also
3.14 Rekursive Definition von endlichen
Summen und Produkten.
Man definiert die Summe
rekursiv durch
, oder wer lieber bei 1 beginnt | ||
Ebenso definiert man das Produkt als präzise Formulierung für rekursiv durch
, oder wer lieber bei 1 beginnt | ||
3.15 Lemma. Rechenregeln für Summation.
Für
und beliebige
gilt:
Man veranschauliche sich diese Formeln durch Übersetzung in `` ''-Schreibweise.
Beweis. Zeigt man leicht mittels vollständiger Induktion. []
3.16 Zifferndarstellung.
Wir können nun zwar mit beliebigen natürlichen Zahlen herumrechnen, haben
aber kurze Namen
nur für die ersten paar Zahlen
zur Verfügung.
Um nicht in römischer Manier laufend neue Symbole wie für größere Zahlen einführen zu müssen wurde die Ziffernschreibweise erfunden. Man führt dabei nur für die ersten paar (sagen wir zehn) Zahlen Symbole (die Ziffern) ein (üblicherweise ) und interpretiert ein Folge solcher Ziffern als als die natürliche Zahl , wobei die Anzahl der zur Verfügung stehenden Ziffern (üblicherweise also zehn) ist, und schreibt diese Ziffern als Wort mit den Stellen in umgekehrter Reihenfolge, z.B. . Das sich wirklich jede natürliche Zahl so darstellen läßt besagt folgendes
Lemma.
Es sei
. Dann existiert für jede
natürliche Zahl
eine eindeutige Darstellung (die Zifferndarstellung von zur Basis )
Bislang war (von den Babyloniern abgesehen) vor allem die Basis üblich (man spricht dann von der Dezimaldarstellung). In der Informatik spielen aber vor allem die Basen (Binärdarstellung), (Oktaldarstellung) und (Hexadezimaldarstellung) eine wichtige Rolle. Bei der Hexadezimaldarstellung wird üblicherweise und für die Ziffern mit Dezimalzahldarstellung geschrieben.
Beweis. Die Ziffern einer Zahl erhält man als Reste bei wiederholter Division mit Rest beginnend bei durch die Basis , d.h. , , ..., , bis ist. []
Ein andere (vielleicht einsichtigere) Möglichkeit die Ziffern einer Zahl zu bestimmen ist sich zuerst einen Vorrat an Potenzen aufzuschreiben. Die kleinste solche Potenz zu suchen und dann durch ganzzahlig zu dividieren, d.h. nach mit zu lösen. Dann ist die höchste Stelle, und man fährt nun mit anstelle von mit dem gleichen Verfahren fort und erhält so auch die weiteren Ziffern. Für die Binärdarstellung ist diese Methode natürlich besonders einfach, da als Ziffer nur 0 oder auftreten kann. Nachteil ist allerdings, daß man genügend viele Zweierpotenzen bei der Hand haben muß.
3.17 Beispiel.
Wir betrachten die Dezimalzahlen
und
und bestimmen
ihre Binärdarstellungen
und
:
Addition und Multiplikation der Zifferndarstellungen.
Genauso wie wir es schon von Dezimalzahlen kennen, können
wir Zahlen auch mittels Darstellung bezüglich anderer Basen addieren und
multiplizieren. Für die Addition von zwei Binärzahlen brauchen wir dazu nur, daß
und
um Überträge zu berücksichtigen.
Bei der Addition mehrerer Zahlen auf einmal müssen wir wie bei
Dezimalzahlen
auch Überträge
auf mehrere Stellen auf einmal berücksichtigen (also z.B.
bei Berechnung der 1-er
Stelle der Summe
erhalten wir
und somit
und ein Übertrag von
)
Bei der Multiplikation von Binärzahlen in Ziffernschreibweise, brauchen wir nur mit 0 und 1 multiplizieren, also Weglassen oder Kopieren. Eine Multiplikation ist somit nichts anderes als eine mehrfache Addition. Z.B. ist und und hat als Binärzahl die Darstellung , denn
Kombinatorik
In der Kombinatorik geht es darum Anzahlen von jeweils endlich vielen Möglichkeiten zu bestimmen.
3.18 Definition.
Unter einer Permutation einer
-elementigen Mengen versteht man
eine lineare Anordnung dieser Menge,
das läuft darauf hinaus die Elemente der
-elementigen Menge
auf die Plätze
zu positionieren.
Wir wollen nun die Anzahl der möglichen Permutationen bestimmen.
3.19 Lemma.
Die Anzahl der möglichen Permutationen einer
-elementigen Menge ist
(sprich:
-faktorielle).
Man setzt auch , als Anzahl der Permutationen der leeren Menge.
Beweis. Mittels Induktion:
3.20 Definition.
Unter einer Variation ohne Wiederholung von
vielen Objekten aus
vielen, versteht
man eine Auswahl von
-verschiedenen Elementen aus einer Grundmenge von
vielen, wobei
es auf die Reihenfolge der Auswahl ankommen soll.
Also wenn z.B. der Vorstand bestehend aus Obmann, Schriftführer und Kassier
eines Vereins mit 100 Mitgliedern gewählt werden soll ohne daß
Ämterkummulierung zulässig ist, so ist eine Variation ohne
Wiederholungen von 3 aus 100 zu bestimmen.
3.21 Lemma.
Die Anzahl der möglichen Variationen ohne Wiederholung von
vielen Objekten aus
vielen
ist
.
Beweis. Wie in (3.19) verwenden wir Induktion nun nach :
Wie ändert sich dies nun, wenn wir Wiederholungen doch zulassen.
3.22 Definition.
Unter einer Variation mit Wiederholung von
vielen Objekten aus
vielen, versteht
man eine Auswahl von
Elementen aus einer Grundmenge von
vielen, wobei
es auf die Reihenfolge der Auswahl ankommen soll und gleiche Elemente auch mehrfach
gewählt werden dürfen.
Also wenn z.B. der Vorstand bestehend aus Obmann, Schriftführer und Kassier
eines Vereins mit 100 Mitgliedern gewählt werden soll, wobei Personen auch mehrerer
Positionen innehaben dürfen, so ist eine Variation mit
Wiederholungen von 3 aus 100 zu bestimmen.
3.23 Lemma.
Die Anzahl der Variationen mit Wiederholung von
vielen Objekten aus
vielen
ist
.
Beweis. Der Beweis geht wie in (3.21), wobei nun die für die Wahl des -ten Elements verbleibende Anzahl noch immer alle, also ist, []
3.25 Beispiel.
Wir wollen die Anzahl aller möglichen Bytes (d.h. Folgen von 8 Ziffern in
) bestimmen.
Wir müssen also für jede der 8 Stellen eine Ziffer aus
wählen, wobei
es auf die Reihenfolge der Ziffern natürlich ankommt und gleiche Ziffern
vorkommen können (ja sogar müssen).
Die Anzahl dieser Variationen mit Wiederholung von
aus
ist somit
.
Ein Computer der als Adressen binäre Worte von 16bit Länge verwendet, kann also Speicherpositionen adressieren, wobei ist, also gerade die Anzahl der mit zehn bits (engl.: digits = Finger, Stellen) darstellbaren Zahlen.
Verwendet er hingegen doppelt so lange Worte von 32bit Länge, dann kann er Speicherpositionen adressieren, wobei ist.
3.24 Zyklen und Transpositionen.
Für die rechnerische Behandlung von Permutationen ist nicht wirklich
wichtig, wie die Elemente der endlichen Menge heißen, wir können
genausogut die Menge
oder auch
dafür verwenden.
Eine Permutation dieser Menge wird also durch eine bijektive Abbildung
beschrieben, die jeden Element
einen eindeutig bestimmten Platz
zuordnet.
Natürlich können wir auch genausogut die Umkehrfunktion
verwenden, die für jeden Platz
angibt, welches Element
auf diesen
gesetzt wird, d.h.
oder
.
Die Menge aller Permutationen auf bilden offensichtlich bzgl. der Zusammensetzung eine Gruppe, die sogenannte symmetrische Gruppe der Ordnung .
Solche Bijektionen können wir auf verschiedene Weisen veranschaulichen bzw. festlegen. Einerseits durch Angabe der Funktionswerte am besten in Form einer Tabelle:
Oder aber als Graph, wobei die Punkte so durch Pfeile verbunden werden, wie sie aufeinander abgebildet werden. In unseren Beispiel ist das:
Allgemein erhält man dadurch eine weitere Darstellung nämlich durch Zyklen, d.h. man zerlegt in kleinstmögliche, unter invariante nicht-leere Teilmengen , d.h. . Solche erhält man, indem man mit einem Element aus startet und sooft darauf anwendet, bis man wieder erhält, d.h. , , ,..., betrachtet. Dies passiert wirklich für hinreichend großes , denn die können nicht für alle verschieden sein, und wenn für ist, so ist . Die Menge ist dann eine minimale invariante nicht-leere Menge. Und kann darauf durch die Folge beschrieben werden (man nennt dies einen Zyklus). Man beachte jedoch, daß verschiedene Tupel (die Verallgemeinerung von Paar, Tripel, Quadrupel, Quintupel, ...) die gleiche zyklische Permutation beschreiben, z.B. sind die Paare und verschieden, aber die zyklischen Permutationen und ident. Auf ganz kann somit als Zusammensetzung der Element-fremden Zyklen, die zu der Zerlegung in invariante Teilmengen gehören, beschrieben werden. Das Inverse zu einen Zyklus in ist offensichtlich durch den umgekehrt durchlaufenen Zyklus gegeben.
Besonders einfach Zyklen sind jene der Länge 2, d.h. der Form , wo also nur die Position der beiden Elemente und vertauscht. Diese heißen Transpositionen. Und am einfachsten ist, wenn dies benachbarte Elemente sind, also ist.
Unser Ziel ist nun zu zeigen, daß sich jede Anordnung (d.h. Permutation) dadurch erreichen läßt, das man hintereinander gewisse Transpositionen (benachbarter Elemente) ausführt.
3.26 Proposition. Zerlegung in Transpositionen.
Jede Permutation läßt sich als Zusammensetzung endlich vieler
elementfremder Zyklen schreiben
und jeder Zyklus läßt sich als Zusammensetzung endlich vieler Transpositionen
aufeinanderfolgender Elemente schreiben.
Beweis. Daß sich Permutationen in elementfremde Zyklen zerlegen lassen, haben wir oben bereits gezeigt.
Ein Zyklus der Form läßt sich wie folgt in ein Produkt von Transpositionen zerlegen:
Am Anfang | 1 | 2 | ... | n-2 | n-1 | |
nach 1. Schritt | 1 | 2 | ... | n-2 | n-1 | |
nach 2. Schritt | 1 | 2 | ... | n-2 | n-1 | |
&vellip#vdots; | ||||||
nach (n-2). Schritt | 1 | 2 | ... | n-2 | n-1 | |
nach (n-1). Schritt | 1 | 2 | ... | n-2 | n-1 | |
nach n. Schritt | 1 | 2 | ... | n-2 | n-1 |
Eine beliebige Transposition mit o.B.d.A. läßt sich als Produkt von Zyklen der zuletzt behandelten Form schreiben:
und | ||
Somit läßt sich jeder allgemeine Zyklus als Zusammensetzung von Transpositionen schreiben, die sich seinerseits jeweils als Zusammensetzung zweier Zyklen mit aufeinanderfolgenden Elementen schreiben lassen und somit ihrerseits Zusammensetzungen von Transpositionen aufeinanderfolgender Elemente sind. []
Beispiel.
Wir berechnen
und
nach obiger Formel,
und
.
Permutionen können somit verschiedene Zerlegungen in Produkte aus
Transpositionen haben.
Wir wollen als nächstes zeigen, daß die Anzahl der Transpositionen in die man eine fixe Permutation zerlegen kann aber immer gerade oder immer ungerade ist und man somit von geraden und ungeraden Permutationen sprechen kann.
3.27 Definition.
Unter einer Inversion einer Permutation
versteht man ein Paar
mit
aber
. Eine Permutation
heißt gerade
und man schreibt
, wenn
die Anzahl all ihrer Inversionen gerade ist. Andernfalls heißt sie ungerade
und man schreibt
.
3.28 Beispiel.
Die Inversionen der Permutation
3.29 Lemma.
Es sei
eine Permutation und
eine Transposition.
Dann ist .
Beweis. Es sei mit . Dann unterscheiden sich die Werte von und nur an den Stellen und , und diese werden ausgetauscht. Es ändert sich die Eigenschaft Inversion zu sein also höchstens für solche Paare die oder im Bild haben. Das Paar ändert sicher seine Eigenschaft Inversion zu sein. Und die übrigen dieser Paare ändern ihre Eigenschaft Inversion zu sein genau dann, wenn der andere Bildpunkt erfüllt. Es seien nun viele der mit Inversionen mit zweiten Punkt , d.h. und viele mit zweiten Punkt , d.h. . Da es insgesamt viele in gibt, sind nach Vertauschen von mit gerade viele Inversionen mit zweiten Punkt und viele Inversionen mit anderen Punkt . Insgesamt hat sich also die Anzahl der relevanten Inversionen von auf geändert, also um eine ungerade Anzahl . Somit ist . []
3.30 Folgerung. Vorzeichen einer Permutation.
Eine Permutation ist genau dann gerade, wenn sie sich in eine
gerade Anzahl von Transpositionen zerlegen läßt.
Das Vorzeichen einer zyklischen Permutation
ist
.
Insbesonders ist
für alle Permutationen
und
.
Und die Menge
der geraden Permutationen der Ordnung
bildet
eine Untergruppe von
, d.h. eine Teilmenge die bezüglich
der Operation der Obermenge selbst eine Gruppe ist.
Beweis. Mittels Induktion folgt aus (3.29), daß eine Komposition von Transpositionen genau dann gerade ist, wenn die Anzahl der Faktoren gerade ist. Dies zeigt die erste Aussage.
Da eine zyklische Permutation in zerlegt werden kann, also in viele Transpositionen, folgt auch die zweite.
Mittels Induktion folgt aus (3.29) und der Zerlegung von in Transpositionen, daß die behauptete Formel für das Vorzeichen einer Zusammensetzung gilt.
Und, da und ist, folgt, daß eine Untergruppe ist. []
3.31 Definition.
Eine Abbildung
in
vielen Variablen
heißt symmetrisch, wenn
Eine Abbildung heißt alternierend, wenn
Andreas Kriegl 2002-02-01