Netze


3.2.11 Definition. Netz.
Eine gerichtete Menge ist eine Menge \bgroup\color{demo}$ T$\egroup zusammen mit einer reflexiven und transitiven Relation \bgroup\color{demo}$ \preceq$\egroup die zusätzlich erfüllt, daß für je zwei \bgroup\color{demo}$ t_1,t_2\in T$\egroup ein \bgroup\color{demo}$ t\in T$\egroup existiert mit \bgroup\color{demo}$ t_1\preceq t$\egroup und \bgroup\color{demo}$ t_2\preceq t$\egroup.

Ein Netz ist eine Abbildung \bgroup\color{demo}$ x:T\to X$\egroup auf einer gerichten Menge \bgroup\color{demo}$ X$\egroup.

Man sagt das Netz \bgroup\color{demo}$ x$\egroup konvergiert gegen \bgroup\color{demo}$ x_{\infty}\in X$\egroup, falls

\bgroup\color{demo}$\displaystyle \forall \varepsilon >0 \exists t_0\in T\forall t_0\preceq t\in T: \vert x_t-x_{\infty}\vert<\varepsilon .
$\egroup


3.2.12 Beispiel.




3.2.13 Lemma. Eigenschaften von Netzen.
Der Grenzwert konvergenter Netze ist eindeutig. Konvergente Netze sind schließlich beschränkt. Die Rechenregel für konvergente Folgen gelten auch für konvergente Netze. Jedes (schließlich) beschränkte und monotone Netz ist konvergent. Ein Netz ist genau dann konvergent, wenn es ein Cauchy-Netz ist.

Beweis. Nur das Cauchy-Kriterium erfordert etwas Aufwand:
( \bgroup\color{demo}$ \Rightarrow$\egroup) \bgroup\color{demo}$ \vert x_t-x_s\vert\leq \vert x_t-x_{\infty}\vert+\vert x_{\infty}-x_s\vert<2\varepsilon $\egroup.
( \bgroup\color{demo}$ \Leftarrow$\egroup) Für jedes \bgroup\color{demo}$ k\in\protect\mathbb{N}$\egroup existiert ein \bgroup\color{demo}$ t_k\in T$\egroup mit \bgroup\color{demo}$ \vert x_t-x_s\vert<\frac{1}k$\egroup für \bgroup\color{demo}$ t_k\preceq t,s$\egroup. Wir wählen rekursiv: \bgroup\color{demo}$ s_1:=t_1$\egroup, \bgroup\color{demo}$ s_2\succeq s_1,t_2$\egroup, ..., \bgroup\color{demo}$ s_{k+1}\succeq s_k,t_{k+1}$\egroup,.... Dann ist \bgroup\color{demo}$ k\mapsto x_{s_k}$\egroup eine Cauchy-Folge, denn für \bgroup\color{demo}$ k<m<n$\egroup ist \bgroup\color{demo}$ s_n\succeq s_m\succeq t_k$\egroup, also ist \bgroup\color{demo}$ \vert x_{s_n}-x_{s_m}\vert<\frac1{k}$\egroup. Sei \bgroup\color{demo}$ x_{\infty}$\egroup der Grenzwert dieser Cauchy-Folge. Dann konvergiert \bgroup\color{demo}$ (x_t)$\egroup gegen \bgroup\color{demo}$ x_{\infty}$\egroup, denn zu \bgroup\color{demo}$ \varepsilon >0$\egroup existiert ein \bgroup\color{demo}$ k$\egroup mit \bgroup\color{demo}$ \frac1k\leq \frac{\varepsilon }2$\egroup und \bgroup\color{demo}$ \vert x_{s_k}-x_{\infty}\vert<\frac{\varepsilon }2$\egroup. Somit ist

\bgroup\color{demo}$\displaystyle \vert x_t-x_{\infty}\vert \leq \vert x_t-x_{s_k}\vert+\vert x_{s_k}-x_{\infty}\vert< 2\frac{\varepsilon }2$\egroup für \bgroup\color{demo}$\displaystyle t\succeq s_k
$\egroup

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3.2.14 Lemma. Konvergenz via kofinaler Teilmengen.
Wenn die Indexmenge \bgroup\color{demo}$ T$\egroup eines Netzes eine abzählbare kofinale Teilmenge besitzt, so ist das Netz genau dann konvergent, wenn \bgroup\color{demo}$ \lim_{n\to{\infty}} x(t_n)$\egroup für jede kofinale abzählbare Teilmenge \bgroup\color{demo}$ \{x_n:n\in\protect\mathbb{N}\}$\egroup existiert.

Dabei heißt eine Teilmenge \bgroup\color{demo}$ T_0\subseteq T$\egroup einer gerichteten Menge \bgroup\color{demo}$ T$\egroup kofinal, wenn für jedes \bgroup\color{demo}$ t\in T$\egroup ein \bgroup\color{demo}$ t_0\in T_0$\egroup existiert mit \bgroup\color{demo}$ t_0\preceq t$\egroup.

Insbesonders folgt für Funktionen \bgroup\color{demo}$ f:\protect\mathbb{R}^p\to\protect\mathbb{R}^q$\egroup: \bgroup\color{demo}$ \exists \lim_{x\to x_{\infty}}f(x)$\egroup \bgroup\color{demo}$ \Leftrightarrow$\egroup \bgroup\color{demo}$ \forall x_n\to x_{\infty}\exists\lim_n f(x_n)$\egroup.

Beweis. ( \bgroup\color{demo}$ \Leftarrow$\egroup) Beachte, daß \bgroup\color{demo}$ \lim_{n\to{\infty}} x(t_n)$\egroup nicht von der gewählten kofinalen Teilmenge abhängt, denn wenn \bgroup\color{demo}$ \{t_n:n\in\protect\mathbb{N}\}$\egroup und \bgroup\color{demo}$ \{s_n:n\in\protect\mathbb{N}\}$\egroup beide kofinale sind, so auch die Vereinigung, also existiert der Limes der Folge \bgroup\color{demo}$ x(t_1),x(s_1),x(t_2),x(s_2),x(t_3),\dots$\egroup und stimmt somit mit den beiden Häufungswerten \bgroup\color{demo}$ \lim_n x(t_n)$\egroup und \bgroup\color{demo}$ \lim_n x(s_n)$\egroup überein.

Sei also \bgroup\color{demo}$ x_{\infty}$\egroup dieser gemeinsame Limes. Angenommen das Netz \bgroup\color{demo}$ x$\egroup konvergiere nicht gegen \bgroup\color{demo}$ x_{\infty}$\egroup und sei \bgroup\color{demo}$ \{t_n:n\in\protect\mathbb{N}\}$\egroup kofinale. Dann gäbe es ein \bgroup\color{demo}$ \varepsilon >0$\egroup und zu jedem \bgroup\color{demo}$ n\in\protect\mathbb{N}$\egroup ein \bgroup\color{demo}$ s_n\succeq t_n$\egroup mit \bgroup\color{demo}$ \vert x(s_n)-x_{\infty}\vert\geq\varepsilon $\egroup, also würde \bgroup\color{demo}$ \lim_n x(s_n)$\egroup für die kofinale Teilmenge \bgroup\color{demo}$ \{s_n:n\in\protect\mathbb{N}\}$\egroup nicht gegen \bgroup\color{demo}$ x_{\infty}$\egroup konvergieren.     []

Andreas Kriegl 2003-10-15