2.5 Unendliche Reihen


2.5.1 Definition. Konvergenz von Reihen.
Unter einer Reihe verstehen wir einen Ausdruck der Form \bgroup\color{demo}$ \sum_k a_k$\egroup. ] \bgroup\color{demo}$ \sum_k a_k$\egroupunendliche Reihe der Glieder \bgroup\color{demo}$ a_k$\egroupEin Reihe heißt konvergent gegen \bgroup\color{demo}$ s_{\infty}$\egroup, wenn die Folge \bgroup\color{demo}$ s_n$\egroup der Partialsummen \bgroup\color{demo}$ s_n:=\sum_{k=0}^n a_k$\egroup gegen \bgroup\color{demo}$ s_{\infty}$\egroup konvergiert. Man schreibt dann auch \bgroup\color{demo}$ \sum_{k=0}^{\infty}a_k$\egroup für diesen Grenzwert \bgroup\color{demo}$ s_{\infty}$\egroup. ] \bgroup\color{demo}$ \sum_{k=0}^{\infty}a_k$\egroupSumme der Reihe


2.5.2 Definition. Uneigentliche Konvergenz von Reihen.
Wie für Folgen können wir auch bei Reihen von der uneigentlichen Konvergenz gegen \bgroup\color{demo}$ +{\infty}$\egroup oder \bgroup\color{demo}$ -{\infty}$\egroup sprechen.


2.5.3 Bemerkung. Reihen versus Folgen.
Jede Reihe \bgroup\color{demo}$ \sum_k a_k$\egroup wird also durch die Folge ihrer Partialsummen \bgroup\color{demo}$ s_n:=\sum_{k\leq n}a_k$\egroup beschrieben. Umgekehrt definiert jede Folge \bgroup\color{demo}$ s_n$\egroup eine Reihe \bgroup\color{demo}$ \sum_k a_k$\egroup durch \bgroup\color{demo}$ a_n:=s_n-s_{n-1}$\egroup wobei wir \bgroup\color{demo}$ s_{-1}:=0$\egroup gesetzt haben, deren Partialsummen gerade die gegebene Folge \bgroup\color{demo}$ s_n$\egroup sind.

Reihen \bgroup\color{demo}$ \sum_k a_k$\egroup sind also nur eine andere Schreibweise für Folgen \bgroup\color{demo}$ s_n$\egroup, wobei man die Betonung auf den Zuwachs \bgroup\color{demo}$ a_n=s_n-s_{n-1}$\egroup von einem Folgenglied auf das nächste legt.

Beachte, daß es für die Konvergenzbetrachtung keine Rolle spielt, ob wir die Partialsummen als \bgroup\color{demo}$ s_n:=\sum_{k=0}^n a_k$\egroup oder für ein fixes \bgroup\color{demo}$ K$\egroup als \bgroup\color{demo}$ s_n':=\sum_{k=K}^{K+n}$\egroup definieren, denn \bgroup\color{demo}$ s_{n+K}=s'_n+\Delta $\egroup, wobei \bgroup\color{demo}$ \Delta =\sum_{k=0}^{K-1}a_k$\egroup. Für die entsprechenden Grenzwerte gilt offensichtlich

$\displaystyle \sum_{k=0}^{\infty}a_k$ $\displaystyle =\lim_{n\to{\infty}}s_n=\lim_{m\to{\infty}}s_{m+K}$    
  $\displaystyle =\lim_{m\to{\infty}}s'_m+\Delta =\Delta +\lim_{n\to{\infty}}s'_n=:\Delta +\sum_{k=K}^{\infty}a_k$    
  $\displaystyle =\sum_{k=0}^{K-1}a_k+\sum_{k=K}^{\infty}a_k.$    




2.5.4 Lemma. Geometrische Reihe.
Es konvergiert die geometrische Reihe \bgroup\color{demo}$ \sum_k q^k$\egroup genau dann, wenn \bgroup\color{demo}$ \vert q\vert<1$\egroup. Ihr Grenzwert ist \bgroup\color{demo}$ \frac1{1-q}$\egroup.

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Beweis. Wegen der Summenformel ist \bgroup\color{demo}$ \sum_{k=0}^n q^k=\frac{1-q^{n+1}}{1-q}$\egroup für \bgroup\color{demo}$ q\ne 1$\egroup und somit genau dann konvergent, wenn \bgroup\color{demo}$ \vert q\vert<1$\egroup. Im Fall \bgroup\color{demo}$ q=1$\egroup ist \bgroup\color{demo}$ \sum_{k=0}^n q^k=n+1$\egroup divergent.     []


2.5.5 Beispiel. Exponentialreihe und Euler'sche Zahl $ e$.
Die Reihe \bgroup\color{demo}$ \sum_k \frac1{k!}$\egroup ist konvergent. Offensichtlich ist die Folge der Partialsummen \bgroup\color{demo}$ s_n:=\sum_{k=0}^n \frac1{k!}$\egroup monoton wachsend. Sie ist aber auch nach oben beschränkt, denn (siehe (2.5.9))

\bgroup\color{demo}$\displaystyle s_n\leq 1+\sum_{k=1}^n \frac1{k!}\leq 1 +\sum_{k=1}^n\frac1{2^{k-1}}\leq 1+\frac1{1-1/2}=3.
$\egroup

Ihre Summe \bgroup\color{demo}$ \sum_{k=0}^{\infty}\frac1{k!}=:e$\egroup wir auch Euler'sche Zahl genannt. ] \bgroup\color{demo}$ e$\egroupEuler'sche Zahl Die Begründung für den Namen Exponentialreihe liefern wir in (4.2.4) nach. Es gilt auch \bgroup\color{demo}$ e=\lim_{n\to{\infty}}(1+\frac1n)^n$\egroup:
In der Tat ist \bgroup\color{demo}$ b_n:=(1+\frac1n)^n=\sum_{k=0}^n \binom{n}{k}\frac1{n^k}
\leq \sum_{k=0}^n \frac1{k!}=s_n$\egroup. Weiters ist \bgroup\color{demo}$ n\mapsto (1+\frac1n)^n$\egroup monoton wachsend, denn \bgroup\color{demo}$ (1+\frac1{n+1})^{n+1}/(1+\frac1n)^n=(\frac{(n+2)n}{(n+1)^2})^n\frac{n+2}{n+1}>1$\egroup. Also existiert \bgroup\color{demo}$ \lim_{n\to{\infty}} (1+\frac1n)^n\leq e$\egroup.

Weiters ist für \bgroup\color{demo}$ m\geq n$\egroup

$\displaystyle b_m$ $\displaystyle = \sum_{k=0}^m \binom{m}{k}\frac1{m^k} =\sum_{k=0}^m \prod_{j=1}^{k}(m-j+1)\frac1{k!m^k}$    
  $\displaystyle =\sum_{k=0}^m \frac1{k!} \prod_{j=1}^{k}(1-\frac{j-1}{m}) \geq \sum_{k=0}^n\frac1{k!} \prod_{j=1}^{k}(1-\frac{j-1}{m})=:b_{m,n}$    

mit

\bgroup\color{demo}$\displaystyle \lim_{m\to{\infty}}b_{m,n}=
\sum_{k=0}^n\frac1{k!}
\prod_{j=1}^{k}1=s_n,
$\egroup

Also \bgroup\color{demo}$ \lim_m b_m\geq s_n$\egroup für alle \bgroup\color{demo}$ m$\egroup und damit \bgroup\color{demo}$ \lim_{m\to{\infty}}b_m\geq e$\egroup und schlußendlich \bgroup\color{demo}$ \lim_{m\to{\infty}}b_m=e$\egroup.




2.5.6 Lemma. Cauchy-Kriterium für Reihen.
Eine Reihe \bgroup\color{demo}$ \sum_k a_k$\egroup konvergiert genau dann, wenn für

\bgroup\color{demo}$\displaystyle \forall \varepsilon >0 \exists N\forall n\geq N\forall q: \Bigl\vert\sum_{k=n}^{n+q} a_k\Bigr\vert < \varepsilon
$\egroup

Vgl. dies mit (2.4.6) für Folgen.

Beweis. Nach Definition ist \bgroup\color{demo}$ \sum_k a_k$\egroup genau dann konvergent, wenn die Folge der Partialsummen \bgroup\color{demo}$ s_n:=\sum_{k=0}^n a_k$\egroup konvergiert, oder äquivalent eine Cauchy-Folge ist, d.h.

\bgroup\color{demo}$\displaystyle \forall\varepsilon >0\exists N\forall n\geq N\...
...n+{q+1}}-s_n\vert
=\Bigl\vert\sum_{k=0}^q a_{n+k}\Bigr\vert{\rm\quad[]}
$\egroup


2.5.7 Definition. Absolute Konvergenz.
Eine Reihe \bgroup\color{demo}$ \sum_k a_k$\egroup heißt absolut konvergent, wenn die Reihe \bgroup\color{demo}$ \sum_k \vert a_k\vert$\egroup ihrer absolut-Beträge konvergiert. Da die Partialsummen von \bgroup\color{demo}$ \sum_k \vert a_k\vert$\egroup monoton wachsend ist dies nach der Proposition (2.3.9) über monotone Konvergenz genau dann der Fall, wenn (die Folge der Partialsummen) von \bgroup\color{demo}$ \sum_k \vert a_k\vert$\egroup beschränkt ist.

Beachte, daß der Unterschied zwischen Konvergenz und absoluter Konvergenz nur im Unterschied zwischen \bgroup\color{demo}$ \left\vert\sum_{k=n}^{n+p} a_k\right\vert$\egroup und \bgroup\color{demo}$ \sum_{k=n}^{n+p} \vert a_k\vert$\egroup liegt.




2.5.8 Lemma. Absolute- impliziert Konvergenz.
Es sei \bgroup\color{demo}$ \sum_k a_k$\egroup absolut konvergent. Dann ist \bgroup\color{demo}$ \sum_k a_k$\egroup auch konvergent.

Beweis. Die Cauchy-Bedingung ist wegen \bgroup\color{demo}$ \vert\sum_{k=n}^{n+p}a_k\vert\leq \sum_{k=n}^{n+p}\vert a_k\vert$\egroup erfüllt.     []

Nun können wir die wichtigsten Methoden zur Konvergenzbestimmung von Reihen behandeln.



2.5.9 Proposition. Vergleichstest.
Es seien \bgroup\color{demo}$ \sum_k a_k$\egroup und \bgroup\color{demo}$ \sum_k b_k$\egroup zwei Reihen mit \bgroup\color{demo}$ 0\leq a_k\leq b_k$\egroup für (fast alle) \bgroup\color{demo}$ k$\egroup

$ \bullet$
Falls $ \sum_k b_k$ absolut konvergiert so auch $ \sum_k a_k$.
$ \bullet$
Falls $ \sum_k a_k$ divergiert, so auch $ \sum_k b_k$.

Man sagt in dieser Situation, daß \bgroup\color{demo}$ \sum_k a_k$\egroup eine Minorante von \bgroup\color{demo}$ \sum_k b_k$\egroup und umgekehrt \bgroup\color{demo}$ \sum_k b_k$\egroup eine Majorante von \bgroup\color{demo}$ \sum_k a_k$\egroup ist.

Beweis. Es ist \bgroup\color{demo}$ 0<\sum_{k=n}^{n+p} a_k\leq \sum_{k=n}^{n+p}b_k\to 0$\egroup.     []




2.5.10 Proposition. Wurzeltest.
Falls \bgroup\color{demo}$ (a_n)_n$\egroup beschränkt ist und \bgroup\color{demo}$ \varlimsup_n \root{n}\of{\vert a_n\vert}<1$\egroup ist, d.h. ein \bgroup\color{demo}$ q<1$\egroup existiert mit \bgroup\color{demo}$ \root{n}\of{\vert a_n\vert}\leq q$\egroup für fast alle \bgroup\color{demo}$ n$\egroup, so ist \bgroup\color{demo}$ \sum_k a_k$\egroup absolut konvergent.
Ist \bgroup\color{demo}$ \root{n}\of{\vert a_n\vert}\geq 1$\egroup für unendlich viele \bgroup\color{demo}$ n$\egroup, so ist die Reihe divergent.

Beweis. Aus \bgroup\color{demo}$ \root{n}\of{\vert a_n\vert}\leq q$\egroup folgt, daß \bgroup\color{demo}$ \sum_k q^k$\egroup eine nach (2.5.4) (konvergente) Majorante von \bgroup\color{demo}$ \sum_k \vert a_k\vert$\egroup ist, also letztere Reihe nach dem Vergleichstest (2.5.9) konvergiert.

Ist \bgroup\color{demo}$ \root{n}\of{\vert a_n\vert}\geq 1$\egroup unendlich oft, so konvergiert \bgroup\color{demo}$ a_n$\egroup nicht gegen 0, also ist \bgroup\color{demo}$ \sum_n a_n$\egroup nicht konvergent.     []




2.5.11 Proposition. Quotiententest.
Falls \bgroup\color{demo}$ (a_n)_n$\egroup beschränkt ist und \bgroup\color{demo}$ \varlimsup_n \left\vert\frac{a_{n+1}}{a_n}\right\vert<1$\egroup ist, d.h. ein \bgroup\color{demo}$ q<1$\egroup existiert mit \bgroup\color{demo}$ \vert\frac{a_{n+1}}{a_{n}}\vert\leq q$\egroup für fast alle \bgroup\color{demo}$ n$\egroup, so ist \bgroup\color{demo}$ \sum_k a_k$\egroup absolut konvergent.

Ist jedoch fast immer \bgroup\color{demo}$ \vert\frac{a_{n+1}}{a_{n}}\vert\geq 1$\egroup so ist die Reihe divergent.

Beweis. Es ist

\bgroup\color{demo}$\displaystyle \left\vert\frac{a_{n+p}}{a_{n}}\right\vert
=\prod_{j=1}^{p}\left\vert\frac{a_{n+j}}{a_{n+j-1}}\right\vert\leq q^p
$\egroup

also \bgroup\color{demo}$ \frac{\vert a_n\vert}{q^n}\sum_k q^k$\egroup eine Majorante für \bgroup\color{demo}$ \sum_k \vert a_k\vert$\egroup.

Andererseits folgt aus \bgroup\color{demo}$ \vert a_{n+1}\vert\geq \vert a_n\vert$\egroup, daß \bgroup\color{demo}$ a_n$\egroup keine Nullfolge sein kann.     []




2.5.12 Proposition. Leibniz-Test.
Es sei \bgroup\color{demo}$ n\mapsto a_n\geq 0$\egroup monoton fallend. Dann ist \bgroup\color{demo}$ \sum_k (-1)^ka_k$\egroup genau dann konvergent, wenn \bgroup\color{demo}$ \lim_k a_k=0$\egroup ist.

Beweis. Es ist \bgroup\color{demo}$ \sum_k b_k$\egroup nur dann konvergent, wenn \bgroup\color{demo}$ b_k\to 0$\egroup.

Umgekehrt erhalten wir

$\displaystyle (-1)^n\,\sum_{j=n}^{n+k}(-1)^j a_j$ $\displaystyle = \oversetbrace{\geq 0}\to{(a_{n+1}-a_{n+2})} +\oversetbrace{\geq 0}\to{(a_{n+3}-\dots)}+\dots+(-1)^ka_{n+k}$    
  $\displaystyle = a_{n+1} -\undersetbrace{\geq 0}\to{(a_{n+2}-a_{n+3})}\dots \leq a_{n+1}\to 0. {\rm\quad[]}$    




2.5.13 Cauchy'scher Verdichtungssatz.
Es sei \bgroup\color{demo}$ (a_n)$\egroup monoton fallend und nicht negativ. Dann ist \bgroup\color{demo}$ \sum_n a_n$\egroup genau dann konvergent, wenn \bgroup\color{demo}$ \sum_n 2^n a_{2^n}$\egroup es ist.

Beweis. ( \bgroup\color{demo}$ \Rightarrow$\egroup) Es ist

$\displaystyle \sum_{k=1}^{\infty}a_k$ $\displaystyle \geq \sum_{k=1}^{2^n} a_k = a_1+\sum_{j=1}^{n} \sum_{k=2^{j-1}+1}^{2^j} a_k$    
  $\displaystyle \geq \frac12\,a_1 + \sum_{j=1}^{n} \sum_{k=2^{j-1}+1}^{2^j} a_{2^j} = \sum_{j=0}^n 2^{j-1}\,a_{2^j} = \frac12 \sum_{j=0}^n 2^j\,a_{2^j}.$    

( \bgroup\color{demo}$ \Leftarrow$\egroup) Für \bgroup\color{demo}$ m+1\leq 2^{n+1}$\egroup ist

$\displaystyle \sum_{k=1}^m a_k$ $\displaystyle \leq \sum_{k=0}^{2^{n+1}-1} a_k = \sum_{j=0}^n \sum_{k=2^j}^{2^{j+1}-1} a_k$    
  $\displaystyle \leq \sum_{j=0}^n \sum_{k=2^j}^{2^{j+1}-1} a_{2^j} = \sum_{j=0}^n 2^j\, a_{2^j} \leq \sum_{j=0}^{\infty}2^j\,a_{2^j}. {\rm\quad[]}$    


2.5.14 Beispiele.

  1. Die geometrische Reihe $ \sum_k (1/2^{a-1})^k=\sum_k 2^k\,(1/2^k)^a$ konvergiert genau dann, wenn $ 1/2^{a-1}<1$ ist, d.h. $ a>1$ ist. Nach (2.5.13) konvergiert somit $ \sum_k \frac1{k^a}$ ebenfalls genau dann.
  2. Ebenso folgt für die Reihe $ \sum_k \frac1{k\,(\operatorname{ln}k)^a}$, daß sie genau dann konvergiert, wenn $ \sum_k \frac{2^k}{2^k(\operatorname{ln}(2^k))^a}=\frac1{(\operatorname{ln}(2))^a}\sum_k \frac1{k^a}$ dies tut, also für $ a>1$.




2.5.15 Test von Raabe.
Falls ein \bgroup\color{demo}$ \beta >1$\egroup existiert, s.d. \bgroup\color{demo}$ \left\vert\frac{a_{n+1}}{a_n}\right\vert\leq 1-\frac{\beta }n$\egroup für fast alle \bgroup\color{demo}$ n$\egroup ist, so konvergiert die Reihe \bgroup\color{demo}$ \sum_k a_k$\egroup absolut.

Ist hingegen \bgroup\color{demo}$ \frac{a_{n+1}}{a_n}\geq 1-\frac1n$\egroup für fast alle \bgroup\color{demo}$ n$\egroup, so divergiert \bgroup\color{demo}$ \sum_k a_k$\egroup.

Beweis. Es sei \bgroup\color{demo}$ \alpha _n:=\vert a_n\vert$\egroup. Dann ist \bgroup\color{demo}$ \alpha _{n+1}/\alpha _n\leq 1-\beta /n$\egroup, also \bgroup\color{demo}$ 0<(\beta -1)\alpha _n\leq n(\alpha _n-\alpha _{n+1})-\alpha _n=(n-1)\alpha _n-n\alpha _{n+1}=:b_n$\egroup. Folglich ist \bgroup\color{demo}$ n\mapsto (n-1)\alpha _n$\egroup monoton fallend und nach unten durch 0 beschränkt also konvergent. Folglich ist die Teleskopreihe \bgroup\color{demo}$ \sum_n b_n$\egroup ebenfalls konvergent und wegen \bgroup\color{demo}$ (\beta -1)\alpha _n\leq b_n$\egroup auch die Reihe \bgroup\color{demo}$ (\beta -1)\sum_n\alpha _n$\egroup, d.h. \bgroup\color{demo}$ \sum_n a_n$\egroup ist absolut konvergent.

Aus \bgroup\color{demo}$ \frac{a_{n+1}}{a_n}\geq 1-\frac1n$\egroup folgt, daß das Vorzeichen von \bgroup\color{demo}$ a_n$\egroup schließlich konstant, also o.B.d.A. \bgroup\color{demo}$ +1$\egroup ist und somit \bgroup\color{demo}$ na_{n+1}\geq (n-1)a_n$\egroup gilt. Folglich existiert ein \bgroup\color{demo}$ N$\egroup mit \bgroup\color{demo}$ na_{n+1}\geq (N-1)a_{N}=:\alpha >0$\egroup für alle \bgroup\color{demo}$ n\geq N$\egroup. Also ist \bgroup\color{demo}$ a_{n+1}\geq \frac{\alpha }{n}$\egroup und da die harmonische Reihe divergiert folgt aus dem Majorantentest, daß \bgroup\color{demo}$ \sum_a a_n$\egroup divergiert.     []


2.5.16 Beispiele.
In den Anfängen der Analysis hatten die Mathematiker unbekümmert Reihen umgeordnet. Das Beispiel

\bgroup\color{demo}$\displaystyle \sum_k (-1)^k=1-1+1-1+\dots=(1-1)+(1-1)+\dots\ne 1+(-1+1)+(-1+1)+\dots
$\egroup

zeigt, daß hier Vorsicht angebracht ist.

Ein noch raffinierteres Beispiel ist das folgende: Es sei

\bgroup\color{demo}$\displaystyle s=\sum_{k=0}^{\infty}\frac{(-1)^k}{k+1}=\sum_{...
...\infty}\frac{(-1)^{k-1}}k=(1-\frac12)+(\frac13-\frac14)+\geq \frac12>0.
$\egroup

Dann ist \bgroup\color{demo}$ \frac{s}2=\sum_{k=1}^{\infty}\frac{(-1)^{k-1}}{2k}=\sum_{k=1}^{\infty}b_k$\egroup, wobei \bgroup\color{demo}$ b_{2k}:=\frac{(-1)^{k-1}}{2k}$\egroup und \bgroup\color{demo}$ b_{2k-1}:=0$\egroup sei. Die Reihe \bgroup\color{demo}$ \sum_k a_k+b_k$\egroup hat also als Summe \bgroup\color{demo}$ s+\frac{s}2=\frac{3s}2$\egroup. Diese Reihe ist aber

$\displaystyle \left(\tfrac{1}1+0\right)$ $\displaystyle +\left(\tfrac{-1}2+\tfrac{1}{2}\right) +\left(\tfrac{1}3+0\right)...
...ht) +\left(\tfrac{1}5+0\right) + \left(\tfrac{-1}6+\tfrac{1}{6}\right) + \dots=$    
  $\displaystyle =1 + 0 + \frac13 + \frac{-1}{2} + \frac1{5} + 0 + \dots,$    

eine Umordnung der ursprünglichen Reihe mit Summe \bgroup\color{demo}$ s$\egroup.

\begin{displaymath}\bgroup\color{demo}
\begin{array}{ccrrrrrrr}
s & = & \frac11 ...
...rac13 & -\frac12 & \frac15 & +0 & \hdots \\
\end{array}\egroup\end{displaymath}


2.5.17 Definition. Unbedingte Konvergenz.
Eine Reihe \bgroup\color{demo}$ \sum_k a_k$\egroup heißt unbedingt konvergent, wenn jede ihrer Umordnungen \bgroup\color{demo}$ \sum_k a_{\pi(k)}$\egroup konvergiert (und zwar immer gegen den selben Grenzwert). Dabei wird eine Umordnung durch eine bijektive Abbildung \bgroup\color{demo}$ \pi:\protect\mathbb{N}\to\protect\mathbb{N}$\egroup beschrieben.




2.5.18 Riemann'scher Umordnungssatz.
Eine Reihe ist genau dann absolut konvergent, wenn sie unbedingt konvergiert.

Beweis. Sei zuerst \bgroup\color{demo}$ \sum_n a_n$\egroup absolut konvergent mit Partialsummen \bgroup\color{demo}$ s_n$\egroup. Es sei \bgroup\color{demo}$ \sum_k a_{n_k}$\egroup ein Umordnung mit Partialsummen \bgroup\color{demo}$ s'_k$\egroup. Wegen dem Cauchy-Kriterium existiert zu \bgroup\color{demo}$ \varepsilon >0$\egroup ein \bgroup\color{demo}$ N$\egroup mit \bgroup\color{demo}$ \sum_{n=N}^{\infty}\vert a_n\vert\leq\varepsilon $\egroup. Nun wählen wir ein \bgroup\color{demo}$ K$\egroup mit \bgroup\color{demo}$ n_k\geq N$\egroup für alle \bgroup\color{demo}$ k\geq K$\egroup. Dann ist \bgroup\color{demo}$ \sum_{k=K}^{K+n}\vert a_{n_k}\vert\leq\sum_{n=N}^{\infty}\vert a_n\vert\leq \varepsilon $\egroup, also ist die umgeordnete Reihe nach dem Cauchy-Kriterium absolut konvergent.
Wir zeigen mehr noch: Die umgeordnete Reihe besitzt die gleiche Summe \bgroup\color{demo}$ s:=\sum_{k=0}^{\infty}a_k$\egroup. Für \bgroup\color{demo}$ m\geq K$\egroup ist

\bgroup\color{demo}$\displaystyle \sum_{k=0}^m a_{n_k}-\sum_{n=0}^m a_n=\sum_{n\geq N} \delta _n a_n
$\egroup

mit \bgroup\color{demo}$ \delta _n\in\{-1,0,+1\}$\egroup. Also gilt für die Partialsummen

\bgroup\color{demo}$\displaystyle \vert s'_m-s_m\vert\leq \sum_{n\geq N} \vert a_n\vert <\varepsilon
$\egroup

und somit konvergiert \bgroup\color{demo}$ s'_m$\egroup und \bgroup\color{demo}$ s_m$\egroup gegen den gleichen Grenzwert \bgroup\color{demo}$ s$\egroup.

Umgekehrt sei nun \bgroup\color{demo}$ \sum_k a_k$\egroup zwar konvergent aber nicht absolut konvergent (und o.B.d.A. \bgroup\color{demo}$ a_k\ne 0$\egroup für alle \bgroup\color{demo}$ k$\egroup). Wir zerlegen \bgroup\color{demo}$ a_k=a_k^+-a_k^-$\egroup mit \bgroup\color{demo}$ a_k^\pm:=\max\{\pm a_k,0\}\geq 0$\egroup. Dann ist \bgroup\color{demo}$ \vert a_k\vert:=a_k^++a_k^-$\egroup. Beide Reihen \bgroup\color{demo}$ \sum_k a_k^\pm$\egroup müssen gegen \bgroup\color{demo}$ +{\infty}$\egroup divergieren, denn sonst wäre auch die andere konvergent. Mit \bgroup\color{demo}$ \sum_k p_k$\egroup und \bgroup\color{demo}$ \sum_k q_k$\egroup bezeichnen wir die Reihen die daraus durch Streichen aller 0-er entstehen. Wir wählen nun rekursive Indizes \bgroup\color{demo}$ n_0,n_1,\dots$\egroup mit

$\displaystyle S$ $\displaystyle <\sum_{k=0}^{n_0} p_k$    
$\displaystyle S$ $\displaystyle >\sum_{k=0}^{n_0} p_k + \sum_{k=0}^{n_1}-q_k$    
$\displaystyle S$ $\displaystyle <\sum_{k=0}^{n_2} p_k + \sum_{k=0}^{n_1}-q_k$    
$\displaystyle S$ $\displaystyle >\sum_{k=0}^{n_2} p_k + \sum_{k=0}^{n_3}-q_k$    
  $\displaystyle \vdots$    

Dann entsteht eine Umordnung der ursprünglichen Reihe, die gegen \bgroup\color{demo}$ S$\egroup konvergiert.     []

Mit absolut konvergenten Reihen kann man recht ungestraft rechnen, wie folgende Resultate zeigen.




2.5.19 Lemma. Rechnen mit absolut konvergenten Reihen.
Falls \bgroup\color{demo}$ \sum_k a_k$\egroup und \bgroup\color{demo}$ \sum_k b_k$\egroup absolut konvergieren, so auch \bgroup\color{demo}$ \sum_k (a_k+\lambda \, b_k)$\egroup. Ist \bgroup\color{demo}$ \sum_k a_k$\egroup absolut konvergent und \bgroup\color{demo}$ k\mapsto b_k$\egroup beschränkt, so ist auch \bgroup\color{demo}$ \sum_k a_k\,b_k$\egroup absolut konvergent.

Der 2.Teil stimmt nicht für konvergente Reihen wie das Beispiel \bgroup\color{demo}$ \sum_k (-1)^k\frac1k$\egroup und \bgroup\color{demo}$ (-1)^k$\egroup zeigt.

Beweis. Der 1.Teil folgt sofort aus \bgroup\color{demo}$ \sum_{k\leq n}\vert a_k+\lambda \,b_k\vert\leq\sum_{k\leq n}\vert a_k\vert+\lambda \,\sum_{k\leq n}\vert b_k\vert$\egroup.

Der 2.Teil mittels (2.3.9) aus \bgroup\color{demo}$ \sum_{k\leq n}\vert a_k\,b_k\vert\leq \max\{\vert b_k\vert:...
...vert\leq
\sup\{\vert a_k\vert:k\}\cdot \sum_{k=0}^{\infty}\vert a_k\vert$\egroup.     []




2.5.20 Proposition. Konvergenz von Doppelreihen.
Es seien \bgroup\color{demo}$ \sum_k a_k$\egroup und \bgroup\color{demo}$ \sum_k b_k$\egroup absolut konvergent. Sei \bgroup\color{demo}$ (p_0,p_1,\dots)$\egroup eine Anordnung der Produkte \bgroup\color{demo}$ (a_jb_k)_{j,k\in\protect\mathbb{N}}$\egroup. Dann konvergiert \bgroup\color{demo}$ \sum_j p_j$\egroup absolut und zwar gegen gegen \bgroup\color{demo}$ \Bigl(\sum_{j=0}^{\infty}a_j\Bigr)\cdot\Bigl(\sum_{k=0}^{\infty}b_k\Bigr)$\egroup.

Beweis. Wegen \bgroup\color{demo}$ \sum_{(j,k)\leq (n,m)} a_j\,b_k=\sum_{j\leq n}
a_j\sum_{k\leq m}b_k\to \sum_{j=0}^{\infty}a_j\sum_{k=0}^{\infty}b_k$\egroup konvergiert die spezielle Anordnung der Produkte in stufenweise wachsenden Quadraten gegen die behauptete Größe. Für jede Anordnung ist

\bgroup\color{demo}$\displaystyle \sum_{j=1}^n \vert p_j\vert\leq \sum_{j\leq m}...
...{\infty}\vert a_j\vert\cdot \sum_{j=0}^{\infty}\vert b_j\vert <{\infty}
$\egroup

für hinreichend groß gewähltes \bgroup\color{demo}$ m$\egroup in Abhängigkeit von \bgroup\color{demo}$ n$\egroup, also absolut konvergent, und somit unabhängig von der Anordnung gegen \bgroup\color{demo}$ \sum_{j=0}^{\infty}a_j\sum_{k=0}^{\infty}b_k$\egroup konvergent.     []




2.5.21 Folgerung. Cauchy-Produkt.
Sind die Reihen \bgroup\color{demo}$ \sum_n a_n$\egroup und \bgroup\color{demo}$ \sum_n b_n$\egroup absolut konvergent so auch das Cauchy-Produkt \bgroup\color{demo}$ \sum_n \Bigl(\sum_{k=0}^n a_k b_{n-k}\Bigr)$\egroup.
    []


2.5.22 Bemerkung.
Wir wollen nun Reihen der Form \bgroup\color{demo}$ \sum_k a_k\,b_k$\egroup untersuchen, also solche die aus den komponentenweisen Produkt zweier Reihen entstehen.




2.5.23 Abel'sche partielle Summation.
Es sei \bgroup\color{proclaim}$ A_k:=\sum_{j<k}a_j$\egroup. Dann ist

\bgroup\color{proclaim}$\displaystyle \sum_{k=0}^{n-1} a_k\,b_k = A_n\,b_n + \sum_{k=0}^n A_k\,(b_{k-1}-b_k).
$\egroup

Beweis. Es ist \bgroup\color{demo}$ a_k=A_{k+1}-A_k$\egroup und somit

$\displaystyle \sum_{k<n} a_k\,b_k$ $\displaystyle = \sum_{k<n} (A_{k+1}-A_k)\,b_k = \sum_{k<n} A_{k+1}\,b_k - \sum_{k<n} A_k\,b_k$    
  $\displaystyle = \sum_{k\leq n} A_k\,b_{k-1} - \sum_{k<n} A_k\,b_k = \sum_{k\leq n} A_k\,(b_{k-1} - b_k) + A_n\,b_n{\rm\quad[]}$    




2.5.24 Folgerung. Konvergenz von \bgroup\color{demo}$ \sum_k a_k\,b_k$\egroup.
Ist sowohl die Folge \bgroup\color{demo}$ A_n\,b_n$\egroup also auch die Reihe \bgroup\color{demo}$ \sum_{k=0}^n A_k\,(b_{k-1}-b_k)$\egroup konvergent, so auch die Reihe \bgroup\color{demo}$ \sum_k a_k\,b_k$\egroup.
    []




2.5.25 Dirichlet'sche Test.
Es sei \bgroup\color{proclaim}$ A_n$\egroup beschränkt und \bgroup\color{proclaim}$ b_n$\egroup konvergiere monoton gegen 0. Dann ist \bgroup\color{proclaim}$ \sum_k a_k\,b_k$\egroup konvergent.

Beweis. Da \bgroup\color{demo}$ A_n$\egroup beschränkt ist und \bgroup\color{demo}$ b_n\to 0$\egroup konvergiert, gilt gleiches auch für \bgroup\color{demo}$ A_n\,b_n$\egroup und die Teleskopreihe \bgroup\color{demo}$ \sum_k (b_{k-1}-b_k)$\egroup konvergiert (absolut). Somit konvergiert auch \bgroup\color{demo}$ \sum_k A_k(b_{k-1}-b_k)$\egroup absolut. Das Resultat folgt nun mittels (2.5.24).     []




2.5.26 Abel'sche Test.
Es sei \bgroup\color{demo}$ \sum_k a_k$\egroup konvergent und \bgroup\color{demo}$ (b_k)$\egroup monoton und beschränkt. Dann konvergiert \bgroup\color{demo}$ \sum_k a_k\,b_k$\egroup.

Beweis. Nach Voraussetzung sind \bgroup\color{demo}$ (A_k)$\egroup und \bgroup\color{demo}$ (b_k)$\egroup konvergent, also auch \bgroup\color{demo}$ (A_k\,b_k)$\egroup. Weiters ist die Teleskopreihe \bgroup\color{demo}$ \sum_k (b_{k-1}-b_k)$\egroup (absolut) konvergent und da \bgroup\color{demo}$ A_k$\egroup beschränkt ist auch \bgroup\color{demo}$ \sum_k A_k(b_{k-1}-b_k)$\egroup (absolut) konvergent. Das Resultat folgt nun mittels (2.5.24).     []

Auch für Produkte können wir unendliche Versionen behandeln. Diese spielen aber keine so entscheidende Rolle.


2.5.27 Definition. Konvergente Produkte.
Eine Produkt \bgroup\color{demo}$ \prod_k a_k$\egroup heißt konvergent, wenn die Folge der Partialprodukte \bgroup\color{demo}$ n\mapsto \prod_{k=0}^n a_k$\egroup konvergiert.


2.5.28 Bemerkung. Dezimalbruchentwicklung.
Es sei \bgroup\color{demo}$ b=10$\egroup und eine Folge \bgroup\color{demo}$ (z_k)_{k=1}^{\infty}$\egroup von natürlichen Zahlen \bgroup\color{demo}$ 0\leq z_k<b$\egroup vorgegeben. Dann ist die Reihe \bgroup\color{demo}$ \sum_{k\geq 1}\frac{z_k}{b^k}$\egroup monoton wachsend und wegen

\bgroup\color{demo}$\displaystyle \sum_{k=1}^n \frac{z_k}{b^k}\leq \sum_{k=1}^n\...
...um_{k\geq 0}^{\infty}\left(\frac1b\right)^k
=(b-1)\,b\,\frac1{1-1/b}=1,
$\egroup

existiert die Summe \bgroup\color{demo}$ 0\leq \zeta:=\sum_{k=1}^{\infty}\frac{z_k}{b^k}\leq 1$\egroup.

Sei nun umgekehrt \bgroup\color{demo}$ 0<\zeta \leq 1$\egroup. Dann existiert ein \bgroup\color{demo}$ z_1\in\{0,\dots,b-1\}$\egroup mit \bgroup\color{demo}$ \frac{z_1}{b^1}<\zeta \leq\frac{z_1+1}{b^1}$\egroup. Somit ist \bgroup\color{demo}$ 0<\zeta \,b-z_1\leq 1$\egroup und es existiert analog ein \bgroup\color{demo}$ z_2\in\{0,\dots,b-1\}$\egroup mit \bgroup\color{demo}$ \frac{z_2}{b^1}<\zeta \,b-z_1\leq \frac{z_1+1}{b^1}$\egroup. also

\bgroup\color{demo}$\displaystyle \frac{z_1}{b^1}+\frac{z_2}{b^2}<\zeta \leq\frac{z_1}{b^1}+\frac{z_2+1}{b^2}
$\egroup

Mittels Rekursion erhalten wir \bgroup\color{demo}$ z_k\in\{0,\dots,b-1\}$\egroup mit

\bgroup\color{demo}$\displaystyle \frac{z_1}{b^1}+\dots+\frac{z_k}{b^k}<\zeta \leq\frac{z_1}{b^1}+\dots+\frac{z_k}{b^k}+\frac1{b^{k}}.
$\egroup

Die linke Seite ist in \bgroup\color{demo}$ k$\egroup monoton wachsend, die rechte monoton fallend und der Abstand \bgroup\color{demo}$ \frac1{b^k}$\egroup konvergiert gegen 0. Also konvergieren beide Seiten gegen \bgroup\color{demo}$ \zeta $\egroup und man spricht von einer Intervallschachtelung. Beachte, daß die Folge \bgroup\color{demo}$ z_k$\egroup nicht schließlich 0 sein kann, da die linke Seite immer echt kleiner als \bgroup\color{demo}$ \zeta $\egroup gewählt wurde. Reelle Zahlen werden also auf diese Weise durch nicht abbrechende Dezimalbrüche dargestellt. Insbesonders erhalten wir für \bgroup\color{demo}$ 1/2$\egroup den Dezimalbruch \bgroup\color{demo}$ 0.499999\dots$\egroup und nicht \bgroup\color{demo}$ 0.50000\dots$\egroup.

Für \bgroup\color{demo}$ \zeta >0$\egroup existiert ein \bgroup\color{demo}$ z_0\in\protect\mathbb{N}$\egroup mit \bgroup\color{demo}$ z_0<\zeta \leq z_0+1$\egroup und somit ist \bgroup\color{demo}$ \zeta -z_0$\egroup in einen Dezimalbruch \bgroup\color{demo}$ 0.z_1z_2\dots$\egroup entwickelbar und wir schreiben \bgroup\color{demo}$ \zeta =z_0,z_1z_2\dots$\egroup.

Die Darstellung ist eindeutig, denn wenn \bgroup\color{demo}$ \zeta:=z_0,z_1z_2\dots=w_0,w_1w_2\dots$\egroup zwei verschiedene Darstellungen in nicht-abbrechende Dezimalbrüche sind, so sei \bgroup\color{demo}$ n\geq 0$\egroup minimal gewählt mit \bgroup\color{demo}$ z_k\ne w_k$\egroup. Es ist \bgroup\color{demo}$ n>0$\egroup da \bgroup\color{demo}$ z_0=w_0$\egroup und o.B.d.A. \bgroup\color{demo}$ z_k+1\leq w_k$\egroup. Dann ist \bgroup\color{demo}$ \zeta \leq \sum_{j=1}^k \frac{z_j}{b^j}+\frac1{b^k}\leq\sum_{j=1}^k \frac{w_j}{b^j}<\zeta $\egroup, ein Widerspruch.

Für negative Zahlen \bgroup\color{demo}$ \zeta $\egroup entwickelt man \bgroup\color{demo}$ -\zeta $\egroup in einen Dezimalbruch \bgroup\color{demo}$ -ze=z_0,z_1z_2\dots$\egroup und schreibt \bgroup\color{demo}$ \zeta =-z_0,z_2z_2\dots$\egroup.

Die Zahl 0 können wir allerdings auf diese Weise nur durch den abbrechenden Dezimalbruch \bgroup\color{demo}$ 0=0,00\dots$\egroup darstellen.

Beachte die Schwierigkeiten die wir haben wenn wir die Grundrechnungsarten über die Dezimalbruchentwicklung einführen müßten.

Andreas Kriegl 2003-10-15