Lehrveranstaltungsnummer: 803408
Lehrveranstaltungstyp: VO
Stundenzahl: 2
Zeit und Ort: Mo, Di 10:15-11:00, UZA2 Geozentrum, Hs. 2
Beginn: 1.3.2005
Allgemeines:
Was auch immer Sie modellieren wollen, ob in der Physik, der Biologie, der
Technik, oder den Wirtschaftswissenschaften, sehr oft wird das Modell
die Veränderung einer Größe in Abhängigkeit von eben dieser Größe selbst
(und eventuell auch noch anderen Größen) beschreiben.
Solche Modellierungen führen auf
Differentialgleichungen, also Gleichungen zwischen einer Funktion und
ihren Ableitungen; unter gewöhnlichen Differentialgleichungen verstehen
wir solche, wo die gesuchte Funktion nur von einer Variablen abhängt, also
wir es "nur" mit ihren ("gewöhnlichen") Ableitungen zu tun bekommen---und nicht
etwa mit den partiellen Ableitungen einer Funktion in mehreren Veränderlichen.
[Letzteres würde uns in die Welt partiellen Differentialgleichungen führen, eines
der wichtigsten Gebiete der angewandten Mathematik, aber das ist eine andere
Geschichte...]
Inhalt:
Ziel der Untersuchung von Differentialgleichungen ist es, so viel wie möglich
über die Lösung(en) einer Gleichung (oder ganzer Typen von Gleichungen) heraus zu
finden, also über jene Funktion(en), die die gegebene Beziehung zwischen
Funktion und Ableitungen erfüllt. Während früher der Fokus auf das explizite
Finden ("Ausrechnen") von Lösungen spezieller (Typen von) Gleichungen gelegt
wurde, beginnt die moderne Sichtweise bei der Erkenntnis, das dieses explizite
Lösen
bei der überwigenden Mehrzahl der Gleichungen ohnehin nicht möglich ist;
stattdesssen wird das qualitative Verhalten der Lösungen studiert, ohne
diese explizit zu kennen---ja kennen zu müssen. Wichtig dabei ist es allerdings
zu wissen, dass eine Lösung überhaupt existiert und dass diese eindeutig ist.
Das ist zum Glück lokal fast immer so, wie uns die klassische Existentztheorie
von gewöhnlichen Differentialgleichungen lehrt.
Dementsprechend werden wir uns in der Vorlesung nach einer Einführung, in der
anhand von Beispielen die grundlegenden Probleme, Begriffe und Methoden
aufgezeigt werden und nach einem gründlichen Studium der Existenztheorie
(Existenzsatz von Picard-Lindelöf, Stetige Abhängigkeit von den Daten,
Fortsetzbarkeit von Lösungen, Fluss einer Differentialgleichung)
auf die Anfänge der Qualitativen Theorie der gewöhnlichen
Differentilagleichungen stürzen. Insbesondere werden wir 2-dimensionale
Systeme linearer Differentialgleichungen studieren.
Literatur:
Trotz intensiver Suche ist es mir nicht gelungen ein "Lieblingsbuch" zu finden,
nachdem ich die gesamte Vorlesung gestalten wollte. Stattdessen schöpfe
ich aus verschiedenen Quellen, die ich in einer kommentierten Literaturliste zusammengestellt habe.
Ziele: Neben den unmittelbaren inhaltlichen Zielen der LVA ist es
mir wichtig, den "angewandten Charakter" des Gebiets heraus zu streichen und
ein adequates Bild der Angewandten Mathematik zu vermitteln sowie ihr
Interesse an analytischen Fragestellungen und ihren Anwendungen zu wecken.
Schließlich möchte ich Sie gleichermaßen gut auf weiterführende
Lehrveranstaltungen der Studienschwerpunkte "Analysis", "Biomathematik"
und "Angewandte Mathematik" vorbereiten.
Voraussetzung zum erfolgreichen Besuch der Lehrveranstaltung sind
die Kenntnis der Grundvorlesungen Analysis 1-3 und Lineare Algebra 1-2, etwas
Topologie ist stellenweise sicherlich von Vorteil und---da diese Vorlesung im
Studienverlauf die erste "angewandte" LVA ist---die Bereitschaft sich
ein bißchen auf Modellierungen und Anwendungszusammenhänge ein zu lassen.
Zielpublikum: Prinzipiell alle, die am Thema Interesse und
Freude haben, insbesondere Diplomstudierende der Mathematik und/oder der
Physik, sowie Lehramtsstudierende dieser beiden Studienrichtungen.
Positionierung im Studienplan:
Pflichtfach im ersten Abschnitt des Diplomstudiums Mathematik.
Materialien