Seminar (Zahlentheorie)
Die Riemannsche Zetafunktion
Christoph Baxa und Johannes Schoißengeier
250454 Seminar (Zahlentheorie),
Dienstag 13 - 15 Uhr, Seminarraum D 1.07 (UZA 4), Vorbesprechung am 3. Oktober 2006.
Die Riemannsche Zetafunktion ist ein zentrales Objekt der analytischen Zahlentheorie.
Für komplexes s mit Res>1 kann man sie durch
ζ(s):=∑n≥1n-s
definieren. Ihre große Bedeutung verdankt sie der Tatsache, daß sich
in ihren Eigenschaften die Verteilung der Primzahlen widerspiegelt. Für Res>1
kann sie auch als unendliches Produkt
ζ(s)=∏p(1-p-s)-1
geschrieben werden, wobei p über alle Primzahlen läuft. (Macht man
sich keine Sorgen wegen Konvergenzfragen, so erhält man die eine Darstellung sehr
schnell aus der anderen mit Hilfe der geometrischen Reihe und der eindeutigen Primfaktorzerlegung.)
Der Zusammenhang zwischen Riemannscher Zetafunktion und Primzahlverteilung hat sich
als so fruchtbringen für die Forschung erwiesen, daß nach ihrem Muster
eine große Zahl ähnlicher Funktionen (andere Zetafunktionen und
sogenannte L-Reihen)
konstruiert wurde, in die arithmetische Informationen hineincodiert werden
(wie z.B. Eigenschaften elliptischer Kurven). Es ist dies ein sehr wichtiges
und aktives Forschungsgebiet, in dem die Riemannsche Zetafunktion, so kompliziert
so auch sein mag, noch eines der einfacheren Objekte ist.
Auch die Riemannsche Zetafunktion selbst hat noch längst nicht alle ihre
Geheimnisse preisgegeben. Die berühmte
Riemannsche Vermutung
ist eine
Aussage über die Verteilung ihrer Nullstellen. Ihr Beweis würde mit
einem Schlag eine riesige Zahl mit ihrer Hilfe abgeleiteter Resultate zu
bewiesenen Sätzen machen. Sie ist eines der sieben
Millennium Problems des
Clay Mathematics Institute,
für deren Beweis eine Million
Dollar winken.
Wir wollen unter anderem die folgenden Themen behandeln:
- Durch die oben beschriebenen Darstellung wird die Zetafunktion nur
in der Halbebene Res>1 beschrieben und es folgt, daß sie dort eine holomorphe
Funktion ist. Man kann sie zu einer meromorphen Funktion auf der gesamten
komplexen Zahlenebene fortsetzen, die nur bei s=1 einen (einfachen)
Pol besitzt.
- Die Zetafunktion besitzt eine Symmetrieeigenschaft bezüglich der
Geraden Res=½. Genauer gilt: Setzt man
ξ(s):=½s(1-s)π-s/2Γ(s/2)ζ(s)
so ist ξ eine ganze Funktion und erfüllt ξ(1-s)=ξ(s).
- Die Zetafunktion besitzt sogenannte „triviale“ Nullstellen bei
s=-2,-4,-6,…, aber auch unendlich viele Nullstellen im
„kritischen Streifen“ 0≤Res≤1. Die Aussage der Riemannschen
Vermutung ist, daß letztere alle Res=½ erfüllen.
- Zwischen den beiden Folgen der Primzahlen und der Nullstellen im kritischen
Streifen bestehen erstaunliche Beziehungen, z.B. die sogenannten „expliziten
Formeln“. Es ist sogar möglich, die Zetafunktion mit Hilfe dieser
Nullstellen zu beschreiben, nämlich durch die Hadamardschen Produktdarstellung
s(1-s)Γ(s/2)ζ(s)
=-ebs∏ρ(1-s/ρ)es/ρ.
(wobei ρ über eine geeignete Teilmenge der Nullstellen im
kritischen Streifen läuft und b eine gewisse Konstante ist).
Zur Seite der
Fakultät für Mathematik.
Impressum