Vorlesung Algebraische Zahlentheorie
Christoph Baxa
878176 Algebraische Zahlentheorie, Montag bis Donnerstag 11 - 12 Uhr,
Seminarraum D 101 (D4), Beginn am 4. Oktober 2004.
In dieser Vorlesung werden wir uns mit Ringen ganzer Zahlen in endlichen
Körpererweiterungen von Q beschäftigen. Einfachstes Beispiel
dafür ist der Ring Z[i] der Gaußschen ganzen Zahlen,
der als Elemente alle komplexen Zahlen der Gestalt a+ib
mit a,b aus Z enthält.
Viele seiner Eigenschaften sind wie die von Z, viele sind aber auch
anders. So gilt etwa auch in Z[i] eine eindeutige Primfaktorzerlegung -
allerdings nicht mit den aus Z gewohnten Primzahlen. Denn nur Primzahlen
p der Gestalt 4k+3 lassen sich in Z[i]
nicht weiter zerlegen.
Hat p diese Gestalt nicht, besitzt es nichttriviale Teiler, z.B. ist
5=(2+i)(2-i). In anderen Ringen ganzer Zahlen
gibt es keine eindeutige Primfaktorzerlegung
in Zahlen mehr, es gibt aber noch eine eindeutige Zerlegung in Ideale.
(Diesem Umstand verdanken Ideale übrigens ihren Namen.)
Algebraische Zahlentheorie besitzt eine große Zahl von Anwendungen,
etwa auf Diophantische Gleichungen und in der Diophantischen Geometrie, aber z.B.
auch auf Verschlüsselungstechniken. Ein einfaches Beispiel dafür
ist das folgende Resultat:
Satz. Die Gleichung y2+4=z3 besitzt nur
(y,z)=(±11,5) und (y,z)=(±2,2)
als ganzzahlige Lösungen.
Beim Beweis kann man im Ring Z[i] arbeiten, in dem sich
diese Gleichung als (2+iy)(2-iy)=z3 schreiben
läßt. Eine der wichtigsten Motivationen für die Entwicklung der
algebraischen Zahlentheorie war die Hoffnung, den großen Fermat auf ähnliche Weise
beweisen zu können. (Das ist aber nur in wichtigen Spezialfällen gelungen.
Der Beweis von Wiles und Taylor - Wiles verwendet eine große Menge zusätzlicher Hilfsmittel.)
Eine etwas detaillierte Beschreibung des Vorlesungsstoffs findet man im
Vorlesungsverzeichnis.
Nötige Vorkenntnisse für den Besuch der Vorlesung sind
lineare Algebra und Algebra etwa im Ausmaß der
Vorlesung von Prof. Schoißengeier im SS 2004.
Aus der Zahlentheorie reichen im wesentlichen Grundkenntnisse über Primzahlen und Kongruenzen.
... und noch ein paar Gründe für den Besuch der Vorlesung:
- Die Vorlesung wird an die
Vorlesung über Algebra von Prof. Schoißengeier im SS 2004
anschließen und
Ergänzungen zum Stoff dieser Vorlesung bringen, für die dort keine Zeit mehr war.
- Die Vorlesung über Algebraische Zahlentheorie wird nur selten gelesen. (Ich vermute,
daß das letzte Mal im WS 1991/92 war.) Dieses Semester ist vielleicht Ihre einzige Chance,
sie zu hören.
Wenn Sie Fragen zu dieser Vorlesung haben sollten, schreiben Sie bitte an
baxa@ap.univie.ac.at.
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Fakultät für Mathematik.